Filmrezension – Bücherregal mit Lücken

Wieder einmal hat es Til Schweiger geschafft, einen sehenswerten Film zu produzieren. In „Honig im Kopf“ geht es um den nach dem Tod seiner Ehefrau an Alzheimer erkrankten Amandus.

Auf der Beerdigung seiner Frau beginnt Amandus (Dieter Hallervorden) mit seinem Gedächtnis zu schwächeln. Von nun an vergisst er immer mehr und fällt seinem Sohn Niko ( Til Schweiger ) immer mehr zu Last, da seine Ehe anfängt unter der Demenz von Amandus zu leiden. Tilda ( Emma Schweiger ), die Tochter von Niko, versteht ihren Opa durch eine enge Enkel-Opa-Beziehung. Amandus beginnt, die Hecke nicht 5cm abzuschneiden, sondern er schneidet sie auf 5cm runter.

Amandus merkt, wie sehr er der Familie zur Last fällt, doch sein letzter Wunsch ist es, noch einmal Venedig zu sehen, wo er seine verstorbene Frau vor vielen Jahren kennengelernt hat. Als Tilda erfährt, dass ihr Vater Niko ein Altenheim besucht hat und ihren Opa dort unterbringen will, packt sie ihre Sachen und nimmt ihren Opa mit auf eine spannende Reise nach und durch Venedig.

Schon hier macht sich der Film durch ein wunderbares Bild einen Namen. Die Reise nach Venedig ist schwer, aber Tilda gibt nicht auf und erreicht mit ihrem Opa schließlich das Ziel: Venedig. Niko und seine Ehefrau sind ebenfalls nach Venedig gekommen, um ihre Tochter Tilda wiederzufinden.

Amandus, der in Venedig mitten in der Nacht zum Hafen läuft, wird zu diesem Zeitpunkt von Tilda gesucht. Als Tilda ihn findet, erkennt Amandus seine Enkelin nicht mehr und bittet sie ihn in Ruhe zu lassen. Er hatte ihr bereits vor ihrer Reise nach Venedig unter Tränen auf einen Zettel geschrieben, dass dieser Zeitpunkt kommen wird. Genau diesen Zettel holt Tilda in diesem Moment aus ihrer Hosentasche und liest diesen ebenfalls unter Tränen vor. Niko findet seine Tochter kurz darauf und fährt mit ihr und Amandus zurück nach Hause. Dort erleben sie noch einige traurige und witzige Tage mit Amandus, bis dieser stirbt.

Der Film „Honig im Kopf“ hat die 5 Millionen Zuschauermarke geknackt. Til Schweiger überzeugt als Drehbuchautor, Regisseur, und Schauspieler. Durch seine und die gute Darstellung von Emma Schweiger sowie Dieter Hallervorden kommt der Film sehr authentisch bei den Zuschauern an. Die Performance von Dieter Hallervorden passt perfekt zu der von Emma Schweiger. Dadurch wird dem Zuschauer ein sehr inniges und realistisches Verhältnis einer Enkelin zu ihrem Opa vermittelt.

Der sehr berührende Film wird durch einen angemessenen Humor ausgeglichen. Dieser Humor, so Til Schweiger, soll verdeutlichen, dass Alzheimer durchaus positive Seiten haben kann. So antwortet Amandus auf die Frage eines Arztes, wie viel 1+3 sei, ob er nicht selber wisse, was das sei und fängt an zu lachen. Durch die Erklärung, dass Alzheimer wie ein Bücherregal ist, aus dem ab und an ein Buch raus falle, ist der Film auch für kleinere Kinder verständlich.

Ton und Bild vereinigen sich zu einem wundervollen Gesamtpaket. „Honig im Kopf“ verkörpert die Idee, Alzheimer aus der Tabu-Zone zu holen, perfekt. Til Schweiger selbst hatte allerdings nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet: “ Ich gehe nie von Erfolg aus. Wenn dieser eintritt, kann ich mich noch mehr freuen und bin nicht traurig, wenn er nicht eintritt.“ 

Fazit: „Honig im Kopf“ ist ein realistischer, inniger, berührender, sehenswerter Film, der es schafft auch Männer zum Weinen zu bringen.

Nico Heyne, 8a, Gymnasium Im Gustav-Heinemann-Schulzentrum Dinslaken