Brautmoden-Fachgeschäft – Sogar für den Hund gibt’s was Passendes

Für das Projekt Schüler lesen Zeitung, habe ich mich auf den Weg zu Ring 24 gemacht, um der Inhaberin Vera Scholz ein paar Fragen zu stellen.

Erst einmal Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben. Ich möchte Ihnen nun meine erste Frage stellen. Denn natürlich wollen alle zukünftigen Bräute mal von einer Expertin wissen, welcher Schnitt Ihnen überhaupt nicht gefällt!

Scholz: „Der asymmetrische Schnitt ist nicht so mein Fall.“

Was trugen Sie denn an Ihrer Hochzeit?

Scholz: „Ein Korsagen-Kleid. Es war ein Einzelstück und war vorne sehr schlicht, dafür hinten eher verziert.“

Ihr Mann ist ja der Inhaber des Geschäfts Fritz-Schmitz. Arbeiten Ring 24 und Fritz-Schmitz zusammen?

Scholz: „Ja, in einem gewissen Sinne schon. Entschließen sich Braut und Bräutigam dazu, sich bei uns einkleiden zu lassen, versuchen wir natürlich Kleid und Anzug aufeinander abzustimmen, ohne dass der Bräutigam weiß, wie seine Zukünftige an dem großen Tag aussieht. So versuchen wir, dass mein Mann den Bräutigam so berät, dass Frau und Mann toll zusammen aussehen.

Ihr Geschäft ist sehr beliebt. Wie haben Sie es geschafft, die Leute auf sich aufmerksam zu machen? Kommen auch manche Kunden zurück, indem sie sich für einen anderen Anlass einkleiden lassen?

Scholz: „Ich denke, dass das vor allem durch die Mund zu Mund Propaganda von Statten gegangen ist, und natürlich kommen auch viele alte Brautkleidkundinnen später, mit ihrem Kind, um ein Kleid für die Kommunion auszusuchen.

Was verkaufen Sie noch außer Abend-/Brautkleidern, und welchen Stil verfolgen diese?

Scholz: „Eigentlich alles was eine Braut tragen muss. So verkaufen wir von der passenden Unterwäsche, die dann bis zu den Schuhen alles. Wir würden sogar Hunde einkleiden. Das Einzige, was wir nicht führen, ist der Autoschmuck. Aber wir beraten die Kunden natürlich gerne in dem Sinne, dass wir ihnen Visitenkarten von Blumenhändlern oder Fotografen geben. Unser Stil ist eher schlicht und eher nicht der Sissi-Look.“

Welche Altersklassen besuchen Ihren Laden?

Scholz: „Es gibt natürlich immer Ausnahmen, aber die Bräute sind meistens zwischen 25 und 45, eher im 30er Bereich. Die Abendgarderobe wird dann vom kleinen Kind bis zum Abschluss-/ Abiball und aufwärts getragen.

Sind Sie denn auch auf den Hochzeiten dabei oder bekommen eine Rückmeldung?

Scholz: „Nein, dabei bin ich nie. Aber im Eingangsbereich ist eine Wand an der wir sehr viele Fotos von den Paaren hängen haben und die dann auch noch in einem Fotoalbum zu finden sind. Diese Fotos stammen dann eben von einer Danksagung, die wir in den meisten Fällen bekommen.“

Was sind die Probleme in Ihrem Job?

Scholz: „Die meisten Bräute nehmen kurz vor ihrer Hochzeit ab oder zu, sodass das Kleid nicht mehr passt und meine Schneiderin dann wieder sehr viel zu tun hat. Auch ist es sehr schwer identisch aussehende Kleider für unterschiedliche Körper anzufertigen. Aber wirkliche Probleme gibt es nicht.

Was machen Sie eigentlich, wenn ein Kleid schmutzig wird?

Scholz: „Damit das schon mal nicht so häufig passiert, werden die Kunden am Anfang erst einmal gebeten, die Hände zu waschen, da wir ihnen natürlich ermöglichen wollen die Kleider anzufassen. Wenn es aber durch irgendwelche Umstände dazu kommt, dass ein Kleid schmutzig wird, geben wir es in eine Spezialreinigung in Niederkrüchten. Die ist einfach klasse.“

Ist es eigentlich schwer, ein Kleid einzufärben?

Scholz: „Die Kleider werden in eine Färberei in Süddeutschland gegeben, und dort kommt aus auf die Qualität und die ursprüngliche Farbnuance an, denn es ist umso schwerer, wenn der gewünschte Ton unter der ursprünglichen Farbe liegt. Wir lassen sogar die Schuhe einfärben, damit sie auch ja zum Kleid passen.“

Gab es auch einmal eine Panne, die Ihnen unterlaufen ist?

Scholz: „Eine wirkliche nicht, aber einmal rief eine panische Braut im Geschäft an, die in einer halben Stunde heiraten wollte. Ihr war das Kleid hinten am Reißverschluss aufgerissen. Da ich alleine war, konnte ich ja nicht einfach hin. So schickte ich meine Schneiderin mit Nadel und Faden zur Braut. Schließlich stellte sich dann heraus, dass sich der Reißverschluss einfach nur ausgehangen hatte. Das Problem war also gelöst und die Panik um sonst.“

Liegen denn große Unterschiede im Preis und Qualität zwischen Hochzeitskleid und Abendkleid?

Scholz: „Das ist eben unterschiedlich. Es gibt Abendkleider sowie Hochzeitskleider für 100 Euro. Aber auch beide für 1000 Euro. Es muss also nicht gleich heißen, dass ein teures Kleid umso bessere Qualität hat. Die Hauptsache ist einfach, dass einem das Kleid gefällt, und es einem steht. Denn es bringt nichts, auf seinem Abi-Ball im sündhaft teurem Kleid aus Seide zu erscheinen, und man sieht darin wie eine Presswurst aus.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den Kundinnen?

Scholz: „Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu den Kunden, ich muss sie schließlich beraten und so möglichst viele Details über ihren großen Tag und die Person selber wissen, damit ich das Kleid genau auf die Braut abstimmen kann.“

Wann kommen die Frauen im Durchschnitt eigentlich zu Ihnen?

Scholz: „Ideal sind sechs bis acht Monate, denn die Bestellung dauert schon sechs bis acht Wochen. Das Kleid muss erst einmal ausgesucht werden und Veränderungen müssen getroffen werden. Es gibt aber auch Frauen die schon 1,5 Jahre vorher kommen oder gar fünf Wochen. Das ist dann etwas zu früh beziehungsweise zu spät. So ein Aufenthalt kann zwei bis drei Stunden dauern. Er kann sich aber auch in die Länge ziehen, wenn die Verwandten ihren Senf dazu geben wollen und die Braut so noch mehr verunsichert wird. Eigentlich soll so ein Besuch bei uns ja Spaß machen.

In wessen Begleitung erscheinen die meisten Frauen denn?

Scholz: „Das ist sehr unterschiedlich. Mal kommen sie alleine, oder sie haben die ganze Verwandtschaft im Schlepptau, was die Wahl dann auch erschwert, da jeder einen anderen Geschmack hat. Meistens ist die Anzahl an Verwandten oder Frauen aber auf ein, zwei beschränkt.“

Welche Farben und welche Stoffe sind bei Ihren Kunden beliebt?

Scholz: „Elfenbein ist die Farbe! Es gab eine Zeit, in der war Weiß überhaupt nicht gefragt. Langsam steigt aber wieder die Nachfrage an Weiß. Die Stoffe sind da sehr unterschiedlich. Viele Kleider sind aus Seide, aber auch Spitze oder Organza sind gefragt.“

Und was ist, wenn eine Kundin mal patzig wird oder gar nervt?

Scholz: „Da hilft nichts außer Faust in der Tasche machen und weiter beraten. Ich habe bis heute noch keinen rausgeschmissen und werde es hoffentlich auch niemals tun müssen.“

Gab es auch mal einen ganz ausgefallenen Wunsch für ein Kleid?

Scholz: „Natürlich liegen einige Wünsche über dem Stil unserer Boutique. Aber wir versuchen, die Kunden dann zu beraten und hoffen weiterhin, dass wir richtig liegen. Es kamen auch einmal drei Damen, die für ein Schützenfest eingekleidet werden sollten. Da wir kein passendes Abendkleid fanden, was allen drei gefallen hatte, feierten sie letztendlich im Hochzeitskleid.“

Wann heiraten denn die meisten Paare?

Scholz: „Eher im Sommer. Früher war der Mai der Hochzeitsmonat. Jetzt heiraten auch viele Leute im August oder September.“

So, ich denke jetzt sind alle Fragen geklärt. Vielen Dank!

Scholz: „Keine Ursache!“

Aline Weinsheimer, Viersen, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium