Wie ist es in einem Kinderheim aufzuwachsen? Welche Kinder werden dort betreut? Und: Wie feiert man dort Weihnachten? Diese Fragen haben wir uns auch gestellt und haben das evangelische Kinderheim Hilden besucht, um uns mit dem Heimleiter Hans Delcuve darüber zu unterhalten.
Wir stehen vor einem blauen Haus. Nichts wirkt zunächst außergewöhnlich. Zwölf Heimerzieher mit 24 Kindern. Die Geschlechter sind gemischt. Die Jugendlichen werden erst ins Heim eingewiesen, wenn es innerhalb der Familien Streitigkeiten gibt oder sogar Missbrauch verübt wurde. Sieben- bis Achtzehnjährige bekommen hier einen Platz. Die Betreuer bieten Jugendlichen Möglichkeiten, sich in ihren Stärken zu entwickeln und eventuell verloren gegangene Freude am Leben und Spaß am Lernen wiederzufinden. Das Heim kann jedoch keine Kinder und Jugendliche aufnehmen, die unter Sucht leiden und psychotisch erkrankt sind sowie schwer körperlich und geistig Behinderte.
Wir haben Hans Delcuve danach gefragt ob es eine bestimme Regel der Erziehung gäbe, die die Betreuer beachten müssen. Die Kinder leben nach einem sogenannten „Levelsystem“. Es gibt drei Levels. Das erste Level dauert vierzehn Tage an, in denen man sich intensiv untereinander kennenlernt. Im zweiten und dritten Level vertrauen Betreuer den Jugendlichen insoweit, dass sie größere Freiheiten bekommen. Dieser Prozess dauert insgesamt drei Monate.
Am nächsten Tag ist es soweit: Dustin hat Geburtstag. Der Frühstückstisch ist mit vielen Süßigkeiten bunt geschmückt und sein gewünschtes Geschenk liegt ebenfalls auf dem Tisch. Fast genauso sieht es an Weihnachten aus. „Am 23. Dezmeber wird eine interne Weihnachtsfeier durchgeführt, bei der die Kinder den Weihnachtsbaum selbständig schmücken und sich danach ordentlich kleiden, um sich gegenseitig zu bescheren“, so der Heimleiter. Wie auch Sie bestimmt haben wir uns die Frage gestellt, wie es mit den Problemen und Risiken der Kinder zugeht. Darauf gibt uns Hans Delcuve folgende Antwort: „Anfangs haben die jüngeren Kinder Heimweh und halten sich vom Rest fern. Wir tun unser Bestes, damit die Kinder sich wohl fühlen. Kommen neuen Jugendliche ins Heim, zeigen andere Bewohner ihnen ihre neue Umgebung. Die Betreuer geben regelmäßig Feedbacks zur Entwicklung der Kinder, damit sie sich ein eigenes Bild verschaffen. Neigt sich die Entwicklung ins Negative, werden sie in die Psychiatrie Düsseldorf geschickt, wo sie für eine längere Zeit bleiben.“
Wie auch in jedem anderen Heim, gibt es Regeln zu beachten. Unter der Woche müssen die Jugendlichen spätestens um halb elf zu Hause sein. Werden diese Regeln nicht beachtet, werden auch hier die Kinder bestraft. Einsperrung und Folter? Nein, das dürfen die Erzieher nicht und würden es auch nicht machen. Damit die Jugendlichen ihrer Tat bewusst sind, wird nochmals über die Regeln gesprochen. „Anders werden die Kinder nicht bestraft, denn wir wollen ein gutes, neues Zuhause werden.“
Jelena Dilara, 8a, Gymnasium Am Neandertal Erkrath