Münsterspielplatz – Vom Schandfleck zur Spieloase

Als „Schandfleck“ wurde der Platz an der Münsterstraße/Ecke Ulmenstraße in Düsseldorf bezeichnet, der einst ein Spielplatz gewesen war. Jetzt hat die Stadt Düsseldorf dafür gesorgt, dass er seine ursprüngliche Bestimmung zurück erhielt.

Während der letzten Jahre wurde der Derendorfer Spielplatz, der entlang der Münster-, Becher-und Ulmenstraße verläuft, immer mehr zweckentfremdet, und zwar von Alkohol-und Drogenabhängigen sowie von Obdach-und Arbeitslosen. Sowohl Männer als auch Frauen, vorwiegend im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, trafen sich täglich auf den Bänken, auf denen sich vormals Eltern oder Großeltern niedergelassen hatten, um ihren Kindern bzw. Enkelkindern beim Spielen zuzuschauen.

Jene Erwachsenen, die mehr und mehr den Platz für sich einzuvernehmen begannen, brachten jede Menge Alkohol oder Drogen mit, darunter vorwiegend Marihuana und Haschisch, tranken, rauchten und hinterließen jede Menge Unrat. Der Boden war übersät von zerbrochenen Glasflaschen, unzähligen Zigarettenstummeln, Plastiktütchen, in denen sich die weichen Drogen befunden hatten und anderen Abfällen. Essensreste zogen Mäuse und Ratten an. Besonders an wärmeren Tagen roch es penetrant nach Urin und anderen Exkrementen, da das Gebüsch als öffentliche Toiletten benutzt wurde. Selbst wenn sie noch nüchtern waren, entbrannte oftmals unter den Anwesenden ein Streit, und ihr Gezänk störte und beunruhigte Anwohner wie Passanten in gleichem Maße.

Manche dieser Störenfriede betraten zwar nicht den Platz, ließen sich aber schon am frühen Nachmittag auf der niedrigen Mauer nieder, die entlang der Münsterstraße den Spielplatz umgab. Immer mehr brachten sie ihre Hunde mit, sodass sich lautes Reden und Gelächter mit dem zänkischen Gebell der Vierbeiner vermischte. Viele Vorübergehende zogen es vor, die Münsterstraße zu überqueren, um auf der anderen Seite ihren Weg fortzusetzen.

„Ein Schandfleck“, stöhnten Anwohner und Passanten gleichermaßen. „In einer Großstadt wie Düsseldorf sind Spielplätze kostbar“, schimpften Mütter mit kleineren Kindern. „Deshalb muss energisch dagegen vorgegangen werden, dass sie zweckentfremdet werden.“ Besonders ab Frühjahr 2011 wurde häufig die Polizei herbeigerufen, vor allem, weil sich auch Erwachsene mit offenbar rechtsradikaler Gesinnung aufzuhalten begannen, die ungeniert und lauthals ihre politische Ansicht kund taten. Stadtverwaltung und Ordnungsamt ernteten jede Menge Kritik, weil sie keine Abhilfe schafften.

Auch ich fühlte mich als Tochter türkischstämmiger Eltern durch die „rechten“ Sprüche und Parolen beunruhigt, gleichzeitig als Schülerin des direkt gegenüberliegenden Lerninstituts Ribif e.V. von den unerträglichen Zuständen betroffen. Aufgrund des ständigen Hundegebells, lauten Gelächters, heftiger Streitereien oder des Gegröles der betrunkenen musste auch an Sommertagen der Unterricht bei geschlossenem Fenster abgehalten werden. Dennoch war der Lärm, wenn er ausartete, weiterhin zu hören und lenkte jeden vom Unterricht ab.

Voller Überraschung konnte ich wie alle anderen Schüler/innnen ab Herbst 2011 beobachten, wie plötzlich Lastwagen und Bagger anrollten. Das Mäuerchen, der Eisenzaun und vor allem die hohen Büsche, die den Platz umgaben und nicht einsehbar machten, wurden entfernt, der Boden wurde geebnet und mit Steinplatten ausgelegt. Städtische Arbeit ersetzten die alten Bänke durch neue und stellten drei Holztürme auf, die mit einer Hängebrücke aus dicken Seilen verbunden sind. Über eine Rutschbahn gelangt man wieder nach unten. Die Brücke hält sogar das Gewicht der Erwachsenen aus, die gemeinsam mit ihren noch sehr kleinen Kinder darüber hinweg balancieren. Eine Steinsäule, an der während der warmen Jahreszeit unablässig Wasser herabrinnt, sorgt ebenso für viel Spaß bei Jung und Alt. Verschönert wurde die Anlage im Eckenbereich Becher-/Ulmenstraße mit einem großen Beet voller weißer Rosen, die bis in den Winter hinein blühen. Mit großem Wohlwollen betrachteten die Erwachsenen, mit unbändiger Begeisterung und einer großen Portion Ungeduld die Kinder die steige Veränderung.

Im Juli 2012 war es dann endlich so weit – aus dem „Schandfleck“ war endlich wieder ein heller, von allen Seiten einsehbarer Spielplatz geworden, auf dem sich Kinder aller Altersstufen, mit oder ohne Erziehungsberichtigte, ungestört tummeln. Selbst einige Geschäftsleute oder Angestellte aus den umliegenden Büros lassen sich an warmen Tagen in ihren Mittagspausen auf einer der Bänke nieder, um einen schnellen Imbiss zu verzehren und für kurze Zeit die warmen Sonnenstrahlen zu genießen.

Um den relativ großen Platz seit Einbruch der kalten Jahreszeit nicht ungenutzt zu lassen, findet auch dienstags und freitags ein Wochenmarkt statt. Metzger, Fisch-, Gemüse-und Blumenhändler sowie ein Bäckereibetrieb bieten an Dienstagen von 9 bis 14 Uhr und an Freitagen von 9 bis 18 Uhr ihre Waren an. „Ich öffne meinen Stand sogar schon um 8 Uhr morgens,“ gab mir der Blumenhändler zur Auskunft.

Mittwochs kann ich nach Unterrichtsschluss um 17.30 Uhr von den Fenstern meines Unterrichtsraumes aus beobachten, wie die Polizei prüfend über den Spielplatz schlendert, was ich sehr beruhigend finde. Zwar beklagen noch viele Derendorfer die jahrelange Untätigkeit der zuständigen Behörde, aber auch hier trifft zu: ,,Besser später als nie.“

Aysegül Bakirci, Düsseldorf, Justus-von-Liebig Realschule