„Taizé“, ich persönlich konnte mir keinen Reim darauf machen, als mir vor den Osterferien das Angebot gemacht wurde, hierher zu fahren.
Taizé ist ein kleiner Ort in Südfrankreich, indem die Gemeinschaft Communauté de Taizé, ein internationaler Männerorden lebt. Communauté de Taizé wurde vom kürzlich verstorbenen Roger Schulz gegründet und organisiert unter anderem riesige, internationale Jugendtreffen auf religiöser Basis.
Durch Mattias Heidemeyer, Erzieher und Sportlehrer der Gaesdonck, welcher schon letztes Jahr mit der evangelischen Gemeinde aus Goch nach Taizé gefahren war, bekamen Schüler der Gaesdonck die Möglichkeit, sich mit fremden Jugendlichen aus aller Welt zu treffen, mit ihnen zu beten, zu reden, anzufreunden, zu tanzen, zu musizieren und Spiele zu spielen.
Mit ca. 30 Mann fuhren wir also montagmorgens, am Anbruch der Osterwoche ab. Schon auf der Fahrt wurden wir durch die hinreißende Landschaft Südburgunds mit guter Laune beglückt. Um 18:30 angekommen, pünktlich zum Essen, luden wir unser Gepäck aus und brachten es zu den Zelten, jeweils Jungen und Mädchen hatten ein Zelt.
Nach der Gepäckversorgung, ging es zum Essen, wo uns schon eine große Schlange Jugendlicher erwartete. Das Essen ist sehr einfach. Das jedoch ist einer von vielen Punkten die Taizé ausmacht. Die Jugendlichen, mehrere tausend, die in Taizé zusammentreffen arbeiten als eine Gemeinschaft; Jeder hilft mit, sei es Essen zu machen, Geschirr abzuwaschen oder die Toiletten zu säubern. Nach dem Essen im Freien wurden wir über alles Notwendige informiert, so auch über den Tagesablauf, der sehr reglementiert vonstatten ging:
Morgens, mittags und abends wurde die heilige Messe in der Versöhnungskirche gefeiert, jeweils danach gab es Frühstück, Mittag- und Abendessen. Um zehn Uhr morgens traf man sich, in Altersgruppen unterteilt, in den verschiedenen großen Zelten, in denen dann Brüder der Gemeinschaft Communauté mit uns beteten, Bibelstellen lasen und erklärten, sangen und am ersten Tag in die Bibelgruppen unterteilten.
Diese Bibelgruppen bestanden aus 3-10 Personen mit zwei Betreuern. Wichtig war bei der Unterteilung, dass man höchstens drei andere Jugendliche kennen sollte. Mit diesen Bibelgruppen traf man sich dann mittags und sprach über die Bibel, über sein eigenes Glaubensverständnis, und im Allgemeinen über den Glauben.
Nachdem wir also alle Informationen erhalten hatten, ging es in die Abendmesse. Diese stellte sich schon nach den ersten zehn Minuten als atemberaubend heraus. Durch eine große Zahl von Kerzen, orangen Tüchern und den hölzernen Bau der Versöhnungskirche wirkte die Atmosphäre harmonisch, anders als beim kalten Stein in den meisten Kirchen hier. Alle saßen auf dem Boden, eng beieinander, mehrere tausend Jugendliche und auch Erwachsene.
Außerdem wurde die Messe nicht von einem einzigen Pfarrer geleitet. Wir zelebrierten alle zusammen die Messe, die in mindestens fünf Sprachen gestaltet war. Besonders war auch die ungefähr zehnminütige Stille in der Mitte der Andacht, um zu beten oder nachzudenken. Die Lieder, welche meist aus Lobliedern in Französisch, Deutsch, Lateinisch, Englisch oder Italienisch bestanden, wurden von allen mitgesungen, viele konnte man schon nach zwei Tagen auswendig, weil es einerseits sehr kurze Lieder waren andererseits auch sehr viel Spaß machte sie zu singen.
Der weitere Verlauf des Abends fand bei den meisten Jugendlichen am Oyak statt, einem großen Kiosk, indem man alles nötige kaufen kann. Vor- und hinter dem Oyak gab es Plätze wo gesungen, geredet, getanzt und gespielt wurde.
Die Nächte in den Zelten waren sehr kalt, demnach übernachteten viele in der warmen Versöhnungskirche von Taizé. Während des Aufenthalts in Taizé wurden viele Bekanntschaften geschlossen. Bei vielen aus unserer Gruppe, unter anderem auch durch das Gesellschaftsspiel Werwolf, was zu dieser Zeit unter den Jugendlichen heiß begehrt ist.
So vergingen die Tage sehr schnell und am Ende lag es keinem daran, schon nach Hause zu fahren. Der letzte Abendgottesdienst war ein besonderes Ereignis, genannt „Lichtergottesdienst“ oder auch „Nacht der Lichter“. Hierbei bekommt jeder Teilnehmer eine Kerze, die dann während des Gottesdiensts angezündet wird. Nun sieht man über tausend Kerzen in der Ver-söhnungskirche brennen.
Am nächsten Tag wurde gepackt, alle halfen mit und so wurde das Gepäck schnell zu dem Bus gebracht. Während unserer Abfahrt winkten uns viele Hände nach und für viele wird es ein Wiedersehen, bestimmt schon im nächsten Jahr.
Max Verhaelen, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck