Um die amerikanischen Gesetze zu umgehen, die die Misshandlung von Jugendlichen verbieten, werden die meisten Boot Camps außerhalb der USA (Thailand, Karibik…) unterhalten. Dort sollen „respektlose“ Teenager umerzogen werden.
Man muss nicht eines Verbrechens überführt worden sein oder überhaupt etwas Kriminelles getan haben, um in ein solches Camp geschickt zu werden. Es genügt die Unzufriedenheit der Eltern mit dem Verhalten ihres Kindes und die Tatsache, dass man minderjährig ist.
Obwohl „schwer erziehbare“ Jugendliche die Hauptgruppe der Betroffenen sind, werden – da die Camps nicht sehr zimperlich sind, wenn es um die Aufnahme von Jugendlichen geht – auch Teenager, die als depressiv, hyperaktiv, emotional unausgeglichen etc. bezeichnet werden, sofort aufgenommen.
Medizinische Versorgung und Essen sind oft sehr mangelhaft. Es wird versprochen, ein „schwer erziehbares“ Kind aufzunehmen und ein „respektvolles, höfliches und gehorsames“ Kind bei den Eltern abzuliefern.
Angewandt werden rigorose und nicht selten körperlich, seelisch und psychologisch quälende Übungen, Regeln und Vorschriften, die dazu beitragen sollen, die Insassen „umzuprogrammieren“. Ein Boot Camp besitzt extreme Sicherheitsvorkehrungen, um jegliche Fluchtmöglichkeiten auszuschließen (Stacheldrahtzäune, Bewegungsmelder etc.).
Die Nachfrage nach solchen Anstalten ist so groß, so dass manche dieser Camps, die sich als „Spezialschulen“ oder „Institute für Verhaltensänderung“ bezeichnen, bis zu 40.000 Dollar pro Jahr verdienen. Die meisten Camps meiden die Öffentlichkeit und bieten ihre Dienste lieber privat oder durch Mundpropaganda an. Dennoch ist die Misshandlung von Jugendlichen in solchen Camps gut dokumentiert: Bei „Fehltritten“ und „Missachtung der Regeln“, die von den Wärtern stark provoziert werden, sind sehr brutale körperliche, seelische und psychische Gewalt, die Folgen. Die manchmal sogar zum Tod führen.
Die Eltern sind entweder nicht ausreichend über die Behandlung der Kinder in solchen Camps informiert, oder so verzweifelt in ihrer Erziehung, dass ihnen jeder Weg recht ist, um ihr Kind zu ändern. Insassen kommen aus dem Boot Camp heraus , wenn sie als so höflich und respektvoll erachtet werden, dass sie zu ihren Eltern zurückkehren dürfen und völlig davon überzeugt sind, bisher ein komplett falscher Mensch gewesen zu sein. Es ist den Insassen sobald sie volljährig sind, freigestellt, das Camp zu verlassen.
Während ihres Aufenthalts im Boot Camp sind die Jugendlichen komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Und die Einzigen, die wissen wo sie sind und mit denen sie Kontakt haben dürfen, sind die Eltern. Diese sind bereits vorgewarnt: Klagen über körperliche Misshandlungen und Demütigungen seien bloß Versuche, sie zu „manipulieren“, um sich dem Camp zu entziehen. Sollten Eltern aus irgendeinem Grund zu dem Schluss kommen, dass sie von ihrem Kind genug haben, können sie es in ein Boot Camp verbannen. Das Kind besitzt keinerlei Rechte sie daran zu hindern.
Quelle und weitere Informationen gibt es in dem Buch „Boot Camp“ von Morton Rhue.
Valerie Bühren, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium