Interview mit einer Grundschullehrerin über „gute“ Lehrer, lange Sommerferien und flexible Arbeitstage.
Frage: Häufig wird von den Schülern behauptet, der Lehrerberuf sei ein Halbtagsjob und dass Lehrer eigentlich nichts zu tun haben, außer Hausaufgaben aufzugeben und Klassenarbeiten schreiben zu lassen.
Grundschullehrerin: Ich kann gut verstehen, dass Schüler diesen Eindruck gewinnen, weil sie ihren Lehrer ja nur vormittags in der Schule erleben und nicht die Arbeit am Nachmittag in Form von Unterrichtsvorbereitung mitbekommen. Hinzu kommen noch Elterngespräche, Konferenzen und Fortbildungen. Klassenarbeiten sind nicht nur Arbeit für den Schüler, sondern auch für den Lehrer, der sie korrigieren muss. Der Lehrer ist in seiner Zeiteinteilung vielleicht etwas flexibler als andere Arbeitnehmer, die Stundenzahl ist jedoch die gleiche. Also als Halbtagsjob empfinde ich meinen Beruf nicht.
Frage: Schüler glauben oft, Lehrer verdienen für ihre Arbeit relativ viel, und hätten dazu noch zwölf Wochen Ferien.
Grundschullehrerin: Für mich ist der Lehrerberuf ein Traumjob, weil mir die Arbeit mit Kindern in der Grundschule sehr viel Freude macht und ich mir keinen schöneren Beruf für mich vorstellen kann. Das hat aber weniger mit dem Geld und den Urlaubszeiten zu tun. Na ja, ein Grundschullehrer verdient circa 2000 Euro netto. In den zwölf Wochen Ferien findet zwar kein Unterricht statt, der Lehrer ist aber trotzdem mit Korrigieren von Arbeiten und Schreiben von Zeugnissen beschäftigt. Nachteil ist auch, dass die Ferienzeiten vorgeschrieben sind, und der Lehrer nie über seine Urlaubszeiten verfügen kann. Nichtsdestotrotz ist es natürlich wunderbar, genauso wie für euch Schüler, in den Sommerferien die Schule sechs Wochen lang nicht besuchen zu müssen.
Frage: Schüler finden Lehrer in der Regel „gut“, die nicht streng sind und interessanten Unterricht abhalten. Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Lehrer aus?
Grundschullehrerin: Ein guter Lehrer sollte seinen Unterricht wirklich gut vorbereiten und interessant und transparent gestalten. Wenn Schüler sich aber nicht angemessen verhalten und den Unterricht stören, muss der Lehrer eingreifen und „streng“ sein. Gute Lehrer zeichnen sich meiner Ansicht nach dadurch aus, dass sie konsequent, gerecht und strukturiert arbeiten. Ich glaube, dass das letztlich auch bei den Schülern gut ankommt.
Schüler: Einige Schüler denken, dass Lehrer ihre Position ausnutzen, und sich Dinge bei Schülern herausnehmen, die sie rechtlich gar nicht dürfen. Oft haben die Schüler dann Angst, sich zu wehren aus Furcht vor schlechten Noten.
Grundschullehrerin: Schwarze Schafe gibt es überall, auch unter den Lehrern. Ich denke aber, dass die meisten Lehrer respektvoll und anständig mit ihren Schülern umgehen und ihre Position nicht missbrauchen. Bei Problemen kann ich nur jedem Schüler raten sich Hilfe von einem Lehrer seines Vertrauens zu holen. Konsequenzen in Form von schlechten Noten hat er dabei nicht zu befürchten.
Ich danke Ihnen für das offene Gespräch und wünsche Ihnen noch eine schöne Schulzeit.
Stefan Broich, Leverkusen, Marienschule