Einige Familien kennen das Gefühl: Der Sohn oder die Tochter, ein Bruder oder die Schwester, entscheidet sich, ein Jahr ins Ausland zu gehen. Aber welche Schritte sind notwendig, um dieses Ziel zu erreichen, und wie fühlt es sich in einer Familie an, ein Jahr ohne Tochter/Sohn oder Bruder/Schwester zu sein?
Meine Schwester hat sich dazu entschieden, ein Jahr in die U.S.A. zu gehen. Sie kam zuerst mit dem Satz: „Ich will ins Ausland, am liebsten nach Hawaii!“ Meine Familie hat zuerst gedacht, es wäre ein Scherz, aber es war ihr voller Ernst. Sie hat erzählt, dass die Klassenlehrerin sie auf die Idee gebracht hatte. Diese Lehrerin hatte erzählt, dass ihre eigenen Kinder auch im Ausland waren und dass es ein tolles und hilfreiches Erlebnis gewesen sei.
Allein die Vorbereitung nimmt viel Zeit in Anspruch. Zuerst kam die Frage, in welches Land es gehen soll. Hawaii ist zwar eine schöne Idee, aber doch ein bisschen weit von Düsseldorf. Genauer gesagt: Weiter geht es fast nicht. Danach musste die richtige Organisation ausgesucht werden, die einen Schüler betreut und bei Fragen und Problemen hilft. Es gibt viele Organisationen, die wir mit der ganzen Familie prüften. Dabei entsprachen nicht alle unseren Vorstellungen.
Dann fing erst die Arbeit an. Der Schüler und die Familie müssen viele Formalitäten erledigen, viele Fragebögen ausfüllen, Arzt und Schule hinzuziehen. Das Ganze dauert etwa drei Monate, mit den für das Zielland nötigen Impfungen ein Jahr, bis alles erledigt ist. Wenn die ganze Arbeit abgeschlossen ist, wartet man auf die Zuteilung einer Familie und Schule. Meine Schwester ist schließlich in Texas gelandet und hat eine tolle Familie gefunden.
Und doch, obwohl man weiß, dass das Familienmitglied sich wohl fühlt und dass es ihm gut geht, ist es trotzdem ein komisches Gefühl, nur noch zu dritt anstatt zu viert zu Hause zu sein. An manchen Tagen vermisst man sie und will, dass sie wieder da ist. Aber dann denkt man wieder an den Satz, den sie ganz am Anfang gesagt hat: „Ich will ins Ausland!“. Dann weiß man, dass sie es so wollte und dass es ihr gut tut.
Wenn sie zurück kommt, wird die Freude umso größer.
Anna Baumgärtel, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium