Interview – Brücke zwischen den Generationen

In der heutigen, oft schnelllebigen Zeit wird es für hilfsbedürftige Senioren immer bedeutsamer, dass ihnen die Pflege nicht nur eine lebensnotwendige Versorgung sichert, sondern auch eine Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit vermittelt.

Ich gehe durch helle, weihnachtlich geschmückte Gänge, in dene viele ausdrucksstarke Bilder hängen, welche die Bewohner selbst gemalt haben. Es ist sehr leise und die Atmosphäre vermittelt ein Gefühl des Willkommens. Statt kalter Fliesen ist ein weicher, heller Teppich verlegt.

In der Pflegeeinrichtung, in der ich zu einem Interview mit einer Krankenschwester verabredet bin, wird großer Wert auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner gelegt. Dabei spielt Kommunikation auf verschiedenen Ebenen eine wichtige Rolle. Selbst wenn verschiedene Krankheitsbilder oder Lebensgeschichten der Bewohner die Situation oft erschweren, ist es meistens dennoch möglich, eine gewisse Lebensqualität für die Bewohner zu erreichen.

Über den Alltag in der Pflege und die Kommunikationsmöglichkeiten mit den Bewohnern befragte ich Krankenschwester Angelika Stöwer:

RP: Wie gehen Sie mit Bewohnern um, die in Ihrer eigenen Gedankenwelt leben?

Angelika Stöwer: Ich versuche, mich in die Gedankenwelt des Bewohners hineinzuversetzen und gebe ihm verbal oder über Körpersprache das Gefühl, seine Situation zu verstehen. Auf keinen Fall versuche ich, ihn mit der Gegenwart zu konfrontieren, denn das würde wahrscheinlich ein Gefühl des Unverständnisses und der Hilflosigkeit auslösen.

RP: Welche Kommunikationsmöglichkeiten wenden Sie in der Pflege an?

Stöwer: Zum Einen ist es die normale Sprache , mit der man den Bewohner erreicht. Zum Anderern sind verwirrte Menschen je nach Situation sehr empfänglich für Körperkontakt, etwa in den Arm nehmen, bei der Körperpflege auf sanfte Berührungen achten oder einfach jemanden an die Hand nehmen.

RP: Warum ist Kommunikation in der Pflege Ihrer Meinung nach so wichtig?

Stöwer: Die Bewohner haben verschiedene Lebensgeschichten, die ihre Persönlichkeiten geprägt haben. Sie haben außerdem verschiedene Gewohnheiten, Vorlieben und Erkrankungen. Wenn man sich damit vertraut gemacht hat, kann man mit Kommunikation verschiedener Art eine Brücke zwischen den Generationen bauen. Diese Brücke ist die Grundlage für die Bereitschaft eines Bewohners, Pflege anzunehmen und seine Lebensqualität damit zu steigern. Die Pflege in unserer Einrichtung ist geprägt von Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit sowie der Bereitschaft der Pflegekräfte, sich auf den Bewohner einzulassen, ihm die nötige Hilfe zu bieten sowie ihn in seinen Ressourcen zu unterstützen.

Leo Stäwer, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium