Früher wie heute wird „Schaukampf“ als Lachnummer und nicht als Sport –
aufgeführt von vernarrten Mittelalterfreaks – angesehen. Doch längst hat die Sportart die 100.000- Mitgliedergrenze überschritten. Rund jeder 30. Bundesbürger hat bereits einmal, bewusst oder unbewusst, an dem Sport teilgenommen.
Doch nach wie vor finden es viele Menschen, besonders Jugendliche, witzig, wenn jemand mit „Holz und Eisen rumfuchtelt“. Auch die meisten älteren Menschen finden diese Aktivität nicht besonders spannend, bezeichnen es als „selbstmörderisch und gefährlich“.
Weshalb ist dieser Sport innerhalb so kurzer Zeit so populär geworden und warum wird er trotz allem noch immer von der breiten Masse abgelehnt?
An dem rasanten Aufstieg hat nach wie vor die Film- und Spielindustrie großen Anteil. Durch Fantasyfilme und Computerspiele steigt besonders bei den
Jüngeren der Drang, die Helden aus ihren Filmen und Videogames nachzuspielen. Aus kindlichen Wünschen wurden Sportarten von Jugendlichen und Erwachsenen.
Die Ablehnung erwuchs aus dem Vorurteil, dieses Verhalten wäre kindisch
(schließlich entstand es ja auch aus Kinderfantasien). Allerdings ist der Sport mittlerweile so gewichtig, dass sich Zusammenschlüsse aus Interessierten nun in ganz Europa als offizieller Verein eintragen können. Auf der ganzen Welt
(mit Ausnahme Russland, Afrika und Asien) gilt eine offizielle Regelung, der so genannte Codex Belli.
Dank strenger Auflagen gibt es im gesamten Sport nur sehr selten schwere Verletzungen. Prellungen und blaue Flecken gehören jedoch zur Tagesordnung, da die Schutzausrüstungen keinen hundertprozentigen Schutz gegen wuchtige Schläge bietet.
Die erste große (und offizielle) Versammlung der Fans fand im Jahre 1996
statt. Über 12.000 Kämpfer machten mit. Die Fernkämpfer, die nur über
geeignete Waffen und nicht über die teure Ausrüstung verfügen und sich somit auch nicht anmelden mussten, konnten nicht gezählt werden. Schätzungen gehen von über 30.000 aus.
Rate des Tages: 43 Schwerverletzte, fast jeder hatte irgendwelche Prellungen oder ähnliches. Spaß hatten die 42.000 Beteiligten aber trotzdem an der überdimensionalen Schlacht: Jeder würde noch einmal kommen.
Das Problem, das sich trotz allem auftut, ist allerdings folgendes: Um gemäß dem Codex Belli ausreichend gerüstet zu sein, um an einer offiziellen Veranstaltung teilzunehmen, benötigt man eine Ausrüstung im Wert von mehreren tausend Euro, die dazugehörigen Pflegeartikel kosten noch einmal um die 180 Euro pro Jahr. Dies ist wohl das größte Hindernis beim Aufstieg des
Schaukampfes, zusammen mit dem völlig unangemessenen Spott der „normalen“ Leute.
Wer sich interessiert zeigt, sollte erst einmal klein anfangen. Mit aus Holz fabrizierten Waffen kann ein erster Eindruck gewonnen werden, dringend dazu benötigt werden jedoch andere Mitstreiter, die man beispielsweise in der Nachbarschaft oder im Internet finden kann. Eine große Investition lohnt sich nur, wenn man auch nach einiger Zeit nicht das Interesse verloren hat.
Benedict Zumbrägel, Kalkar, Städt. Gymnasium Kalkar