Gemeinsame Freizeit in der evangelischen Gemeinde Goch – Ein Dank kann das Leben verändern

Als ich die ersten Male mit den behinderten Leuten in einer Freizeitgruppe der evangelischen Gemeinde Goch zu tun hatte, war es für mich natürlich auch nicht einfach zu verstehen, wie man mit ihnen umgeht.

Da habe ich auch schon den ersten Fehler gemacht, den wahrscheinlich alle Anfänger machen, denn ich habe mich ihnen gegenüber nicht so gegeben, wie ich bin.

Doch genau das ist es. In der Gegenwart von behinderten Menschen muss man sich nicht verstellen, denn sie tun es auch nicht.

Es sind wirklich die einzigen Menschen, bei denen man sofort weiß, wen man vor sich hat. Jetzt nach fast drei Jahren, fällt es mir natürlich nicht schwer, jeden Dienstag zu der Gruppe zu gehen und mit ihr etwas zu unternehmen. Wir basteln, kochen oder machen einen Ausflug in ein Café oder in den Park.

Nun will ich etwas aus dem Leben der Behinderten erzählen, was vielleicht nicht alle wissen.

Es gibt Wohnanlagen, die sich Betreutes Wohnen nennen. In denen wohnen Behinderten ganz alleine. Sie kochen, gehen einkaufen und putzen. Nur ab und an sieht ein Helfer nach dem Rechten.

Dann gibt es noch das „Haus Freudenberg“. Dort arbeiten sie in Großküchen oder in Werkstätten. Die Einrichtungen geben ihnen viel Freiheit, dadurch können sie viel.

Hin und wieder (zumeist beim Basteln) bin ich erstaunt, was sie können und ich nicht!

Jetzt erzähle ich von einem Ereignis, das mein Leben geprägt hat.

Beim ersten Ereignis geht es um ein Gruppenmitglied, welches an einem Dienstag ziemlich bedrückt war, was man sofort gemerkt hatte. Also setzte ich mich zu ihr, um herauszufinden was los war. Sie weinte. Ich deutete natürlich die Tränen und das zurückgezogene Verhalten so, dass sie jemand geschlagen hätte und sie nun Angst hat. Dann habe ich nach kurzer Zeit herausgefunden, dass es ein alltäglicher Arbeitsunfall war und niemand die Schuld trug. Daraufhin nahm ich sie in den Arm und tröstete sie. Das genaue Gespräch kann ich nicht wiedergeben. Nachdem die letzte Träne versiegt war, guckte sie mich an und sagte: „Joscha, danke, dass du mich getröstet hast.“

Diese wenigen Worte beeindrucken mich heute immer noch, denn wer hat das schon mal von einem „Nichtbehinderten“ gehört. Kaum einer würde dies sagen. Die meisten von uns sind dafür viel zu stolz. Dabei würde es doch so vieles einfacher machen, wenn die Tröster wüssten, dass sie alles richtig gemacht haben. Jeder sollte einmal darüber nachdenken, ob er das nächste Mal nicht auch sagt: „Danke, dass du mich getröstet hast.“

Damit wollen wir schließen und vor allen Dingen die Jugend von heute, zu der wir ja auch gehören, bitten sie wie ganz normale Menschen zu behandeln.

Samira Jansen und Joscha Boller, Goch, Gesamtschule Mittelkreis