Unser Planet ist zu 71 Prozent von Wasser bedeckt und trotzdem sind 95 Prozent der Ozeane noch unerforscht.
Von Mona Vöckel, Klasse 8a, Städtisches Meerbusch-Gymnasium
Die Meere und Ozeane spielen beim Klima, dem Energiehaushalt und dem Leben auf der Erde eine unverzichtbare Rolle. Man kann sie zu gewissen Tiefen als Taucher oder mit einem bemannten U-Boot erforschen. Wir haben Radu Selagian, einen erfahrenen Taucher, Tauchlehrer und Physiotherapeuten mit über 1.500 Tauchgängen weltweit in seiner Praxis getroffen und mit ihm übers Tauchen gesprochen.
Seit wann interssieren Sie sich für das Meer und wie haben Sie sich vom Tauchsport begeistern lassen?
Ich war als Kind schon immer sportlich und habe viele Sportarten ausgeübt. Das Wasser und einige Wassersportarten haben mich stets begeistert. Aber auf den Tauchsport bin ich erst 1994 gestoßen, als meine Freunde, die selbst Taucher waren, mich auf eine Reise nach Elba eingeladen haben. Unsere Gastgeber war die Familie Tallinucci und wir sind jeden Tag mit einem Zodiac-Boot zum Tauchgebiet gefahren. Dort habe ich meine ersten Tauchgänge im Golf Di Lacona durchgeführt, die berühmten Statuen „Madonna“ und „Berliner Bär“ am Meeresgrund besichtigt und mich in diese Sportart und in die Unterwasserwelt verliebt.
Wo sind Sie überall getaucht und was waren Ihre schönsten Momente?
Meine persönlichen Highlights waren die bekannten Malediven mit den atemberaubenden Tauchplätzen, dem klaren türkisfarbenen Wasser und den bezauberndsten Fischen und Korallen in allen Farben, die man sich nur vorstellen kann. Aber auch die Tauchplätze in Ibiza, Fuerteventura und Ägypten waren wunderschön und faszinierend.
Was war Ihr gefährlichster Tauchgang?
Meine gefährlichsten Tauchgänge haben in Dänemark stattgefunden, wo wir versunkene deutsche U-Boote und Schiffswracks aufsuchten. Dort hatten wir eine sehr schlechte Sicht, starke Strömungen, es war kalt und wir sind zusätzlich sehr tief getaucht.
Ein anderes Mal war ich mit meinem Freund auf den Malediven und wir wurden durch Strömungen vier Stunden lang von der Insel weggetrieben. Wir mussten uns nach der Sonne orientieren und versuchten zurückzuschwimmen. Nach weiteren vier Stunden hat man uns durch unsere Boje im Ozean gefunden und heil nach Hause gebracht.
Wo lauern sonst noch Gefahren in der Tiefe?
Allgemein sind Strömungs- und Höhlen- sowie Wracktauchgänge gefährlich und sollten gut vorbereitet werden. Das Tauchen in Gebieten mit Bullen oder weißen Haien und anderen Meeresbewohnern wie Muränen, Stachelrochen, Petermännchen, Rotfeuerfischen und Medusen ist ebenfalls gefährlich.
Die größte Gefahr geht jedoch von dem Menschen selbst durch mangelnde Vorbereitungsmaßnahmen und falsches Verhalten unter Wasser aus. Zum Beispiel sind Defekte an der Tauchausrüstung, Solotauchen oder zu tiefes und zu schnelles Auftauchen ohne die vorgeschriebenen Dekostopps, die man immer machen muss, um die Stickstoff-Sättigung zu reduzieren, die Ursachen für die meisten Tauchunfälle.
Wie kann man das Tauchen erlernen und wie alt sollte man sein?
Eine Ausbildung wird mit 8 Jahren gestartet, da zu diesem Zeitpunkt die Lunge reif genug ist, man taucht jedoch nur 5 bis 8 Meter tief. Voraussetzung dafür ist mindestens das Bronze-Schwimmabzeichen, zudem sollte man mit dem Schnorcheln und der ABC-Ausrüstung vertraut sein. Allerdings kann man das Tauchen auch im Alter erlernen, solange der Körper diese Anstrengungen mitmacht. Ich selbst habe auch erst mit 35 angefangen, den Tauchsport zu betreiben und wurde später selbst Tauchlehrer.
Was kann man alles als Hobbytaucher unternehmen?
Tauchen ist eine Extremsportart, deshalb sollte man einmal pro Woche mit der ABC- Ausrüstung im Schwimmbad trainieren. Dadurch bekommt man eine bessere Kondition und ist unter Wasser sicherer. Im Urlaub und in warmen Jahreszeiten kann man die intakte Unterwasserwelt genießen, erforschen und fotografieren, wozu nur wenige Menschen einen Zugang haben. Es gibt auch Profitaucher, die Mitglieder bei Naturschutzverbänden und der Feuerwehr sind oder sogar zum Schatzsucher werden.
Man kann verschiedene Ausbildungsstufen von Bronze bis Gold absolvieren und ab 18 sogar Tauchlehrer werden.
Wie können Taucher die Meereswelten schützen?
Man darf keine Souvenirs wie Muscheln oder Korallen mitnehmen und sollte das Meer respektieren. Außerdem kann man als Taucher nicht im Meer integrierten Müll mit an die Oberfläche nehmen und fachgerecht entsorgen, das hilft die Tauchplätze sauber zu halten.
Zudem gibt es Verbände, die bedrohte Tier- und Pflanzenarten schützen. Die würden sich freuen, einen Taucher unter sich zu haben. Bei Interesse kann man sich auch mit der Meeresbiologie befassen und das Leben unter Wasser besser verstehen.
Wo sind die schönsten Tauchplätze in Deutschland?
Die Baggerseen und Talsperren in Deutschland bieten je nach Jahreszeit einen großen Fischbestand, üppigen Pflanzenbewuchs, schöne Grund- und Felsformationen, Wracks und mitunter auch klares Wasser. Die Flora und Fauna ist in allen Binnenseen fast gleich, jedoch haben manche Seen eine bessere Vegetation durch ihre Lage oder Pflege der ansässigen Tauchvereine oder engagierten Meeresbiologen. Besonders schön ist der bis zu 60 Meter tiefe Kreidesee in Hemmoor. Er ist ausgezeichnet zum Tauchen, da die Sicht unter günstigen Bedingungen bis zu 25 Meter betragen kann. In unserer Nähe sind einige Seen im Kölner Raum sowie der Elbsee in Hilden sehr empfehlenswert.
Ist Tauchen ein Gemeinschaftssport und stärkt es den Teamgeist?
Ja, in dem Sinne, dass man keine Gegner hat, sondern nur Partner. Dadurch herrscht kein Wettkampf und dazu ist es ein Sport, der bindet, da man voneinander abhängig ist und klar kommunizieren muss.
Es kann sogar sehr gefährlich werden, ohne Buddy zu tauchen, da unter Wasser immer etwas passieren kann, deshalb darf man in Deutschland nur mit mindestens einem Partner tauchen. Solotauchen ist gesetzlich verboten, jedoch gibt es auch Leute, die sich leider nicht daran halten und sich so selbst in Gefahr bringen.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses interessante Interview genommen haben und weiterhin viel Spaß beim Tauchen und Unterrichten als Tauchlehrer.