Staub wirbelt um das Auto, die Straße, oder eher Sandpiste, wirkt endlos. Doch dann kommt man an die Rezeption – ein Baum und ein Schild mit der Aufschrift: „Please wait for your guide.“ Diese Rezeption wirkt unscheinbar, aber sie ist etwas ganz Besonderes. Hier, mitten in Namibia, in der Nähe von Tsumkwe, befindet sich das „Lebende Museum“.
Der Deutsche Werner Pfeifer hat vor vier Jahren mit einer San-Gruppe, einem der Volksstämme Afrikas, ein Dorf gegründet, in dem sie noch nach ihren Traditionen leben können, was ihnen im heutigen Namibia nicht mehr möglich ist. In diesem Dorf zeigen sie tagsüber den Touristen ihre Lebensweise. Sonst wohnen sie in einem modernen Dorf mit einer Schule. Von dem Geld, das die Gruppe einnimmt, kann sie überleben.
Noch ist das Museum ziemlich unbekannt, doch die Touristen, die es besucht haben, sind begeistert. „Es ist Wahnsinn, was die San mit den verschiedenen dürren Pflanzen und Wurzeln alles machen können. Ich habe mit ihnen eine Buschwanderung gemacht. Sie haben für fast jede Krankheit ein Naturheilmittel“, berichtet der Tourist Peter Müller*, und auch seine siebenjährige Tochter Laura erzählt begeistert: „Sie haben mit mir Ketten und Armbänder aus getrockneten Früchten und Straußeneierschalen gemacht. Sie haben mit Knochen Löcher in diese hineingebohrt, und ich konnte sie dann auffädeln.“
Eine weitere tolle Erfahrung ist natürlich auch ihre Sprache. Sie sprechen eine Klick- und Schnalzsprache, die für uns kaum erlernbar ist. Deshalb wird sie von Guides, die in der Schule Englisch gelernt haben, übersetzt. Ein großes Highlight ist auch das Bogen bauen. „Zuerst mussten wir im Dickicht nach einem geeigneten Zweig suchen. Dann haben wir die Rinde mit einem Beil abgeschlagen und den Zweig über dem Feuer weich gemacht. Danach musste man nur noch die aus Pflanzenfasern selbstgedrehte Bogensehne spannen“, berichtet Peter Müller*. Auch das Fallenstellen ist für uns Europäer kaum vorstellbar. „Es ist erstaunlich, wie die San aus eine paar dürren Zweigen und einem Seil eine super Falle bauen“, erzählt Dagmar Müller*.
Nach einem Tag im „Lebenden Museum“ fühlt man sich schon direkt mit den San verbunden. „Zum Schluss haben uns die San auch noch einige Tänze gezeigt. Manchmal konnten wir sogar mitmachen“, erzählt die neunjährige Katarina fröhlich, und auch ihre Mutter Dagmar Müller* ist mit dem Tag sichtlich zufrieden. „Man hat wirklich viel vom Leben der San erfahren. Wir haben auch den ganzen Tag keine anderen Touristen gesehen, denn die rund 100 San teilen sich in kleine Gruppen auf, so dass jede Touristengruppe unter sich bleibt.“
Das Museum kennt zwar kaum jemand, doch es gehört unbedingt zu einem gelungenen Namibia-Urlaub dazu. Informationen zum „Lebenden Museum“ gibt es auch im Internet.
* Namen von der Redaktion geändert
Saskia Nolte, Haan, Städt. Gymnasium Haan