Das „Konkret“ unterstützt Hilfsbedürftige – Konkrete Hilfe im Café

Julian S. (Name geändert) ist auf dem Weg in die Mosterstraße. Er will ins Café Konkret. Nach dem nächsten Schuljahr möchte er eine Lehre machen. Dazu braucht er eine gute Bewerbung.

Seine Eltern haben kein Geld, um einen Computer zu kaufen, mit dem er an der Bewerbung arbeiten könnte. Julians Eltern sind Kunden im Café Konkret, ihm ist es aber peinlich, dorthin zu gehen. Doch nur dort kann er an einem gespendeten Computer mit Hilfe von Ehrenamtlichen seine Bewerbung professionell schreiben.

Etwa 40 bis 45 Mitarbeiter hat das seit August 2007 bestehende Café Konkret. Ehrenamtlich helfen sie als Berater, Fahrer oder bei der Lebensmittelausgabe. Die Fahrer holen Lebensmittel, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen, aus Supermärkten in Uedem und Goch ab. „Außerdem haben wir Bauern, die z.B. Kartoffeln oder Eier spenden“, erklärt Manfred Bodden.

Bodden bildet zusammen mit Pastoralreferent Wolfgang Feldmann und Pastor Gerhard Oerter (freie evangelische Gemeinde) die Leitung des Café Konkret-Teams. Die zentrale Informations- und Anlaufstelle für Hilfesuchende in Uedem ist in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde Uedem, der Freien evangelischen Gemeinde Uedem und dem Caritasverband Kleve. Die Träger übernehmen die Kosten der Raummiete, Nebenkosten, weitere Sachkosten wie Telefon-, Internet- und Kopierkosten und die Kosten für die Raumausstattung.

Mit privaten Geldspenden werden lang haltbare Waren wie z.B. Mehl, Zucker, Olivenöl oder Körperpflegemittel gekauft. Diese Waren können für zehn Cent erworben werden. Allerdings nur vier pro Familienmitglied in der Woche. Aber was das Café Konkret kostenlos erhält, bekommen auch die Kunden umsonst. Das sind meist schnell verderbliche Waren wie z. B. Milchprodukte und frisches Gemüse. Durch die Lebensmittel kann eine Familie viel Geld sparen. Mit diesem Geld könnte ein Computer gekauft oder Nachhilfe bezahlt werden. So wird eine bessere schulische Bildung der Kinder ermöglicht.

Ohne Kundenkarte geht aber auch im Café Konkret gar nichts. Nur wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann, erhält eine Karte. Das geht mit einer Bescheinigung vom Arbeits- oder Sozialamt oder mit einem Rentenbescheid. Dann kann zweimal in der Woche im Café eingekauft werden.

„Zur Zeit kommen etwa 80 bis 85 Personen regelmäßig einkaufen“, berichtet Bodden. Auf einer Kundenkarte stehen allerdings oft noch bis zu sechs Familienmitglieder. So liegt die Zahl der Bedürftigen in Uedem bei ungefähr 200 Personen. Und das sind nur die Kunden des Café Konkret. Wer weiß, wie viele Bedürftige Menschen in Uedem nicht ins Café kommen.

Neben der Lebensmittelausgabe hilft das Team des Café Konkrets mit mehreren Beratern. Diese informieren über Sozialleistungen wie Sozialgeld, Arbeitslosengeld und Wohngeld. Sie vermitteln oder begleiten bei Ämter- und Behördengängen. Auch unterstützen sie beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen und helfen beim Lesen und Verstehen von Bescheiden und Behördenschreiben. „Wir haben ein offenes Ohr für alle Menschen mit Fragen unabhängig von Alter, Familienstand, Nationalität und Konfession“, verspricht der Flyer des Café Konkret.

Das Café Konkret hilft immer mehr Menschen bei der Bewältigung ihrer Alltagsprobleme. Durch tatkräftige Unterstützung und Gespräche können viele Bedürftige neuen Lebensmut fassen. Auch Julian freut sich: „Endlich habe ich eine gute Bewerbung in der Hand. Wenn das nicht klappt, organisiert das Café Konkret vielleicht noch ein Gespräch mit einer Firma.“

Julian kann hoffen: Das Café Konkret konnte schon einige Jugendliche in Lehrstellen vermitteln.

Sophia Schlautmann, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck