„Man weiß nicht, woran es liegt“, erzählte die 18-jährige Mechthild K., die seit ihrer Geburt an einer Spastik leidet und seitdem im Rollstuhl sitzt. „Mein Alltag ist so wie bei allen Menschen in meinem Alter auch.“
Kaum zu glauben, aber eine Umfrage in den Klassen 6 bis 9 am Gymnasium Aspel hat ergeben, dass viele Schüler behaupten, dass man mit Menschen mit Behinderung nicht so viel unternehmen kann oder nicht so viel Spaß hat. Doch ganz im Gegenteil. Die 18-jährige Abiturientin berichtet von ihrem Alltag, der fast genauso aussieht wie bei gleichaltrigen Teenagern. Sie trifft sich abends mit Freunden und geht mit ihnen zusammen in die Disko.
Überhaupt kein Problem, da sie nicht vollkommen an den Rollstuhl gebunden ist, sondern einige Strecken auch zu Fuß bewältigen kann. Der einzige Unterschied besteht wahrscheinlich nur darin, dass Menschen ohne Behinderung keinen „Sport auf Rädern“, den liebevoll genannten „Rollisport“ betreiben, sondern Basketball oder Handball eben mit rennen und springen.
Im Interview vertritt Mechthild ihre Meinung zum Thema Behinderung fachmännisch:
1. „Ich versuche mit meiner Behinderung zu leben und das Beste daraus zu machen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass nicht die Behinderung selbst mich behindert, sondern die Leute, die darin etwas Besonderes sehen und einfache Vorgänge verkomplizieren. Das sind meistens die Gesunden, obwohl ich mit ihnen besser zurecht komme.“
2. Stört es dich, wenn Leute dich auf der Straße anstarren oder über dich reden?
„Ja, ein bisschen. Ich mag es nicht, nur wegen meiner Behinderung oder natürlich durch meinen Rollstuhl so aufzufallen. Ich kann es auch gar nicht verstehen, dass sich manche Leute so extrem im Fernsehen oder durch ihr Styling darstellen müssen, nur um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“
3. Benötigst du Hilfe?
„Ich brauche schon Hilfe bei manchen Sachen, aber ich versuche so viel wie möglich selber zu machen, weil ich so selbstständig wie möglich sein möchte.“
4. Wie kommen deine Freunde und Familie mit deiner Behinderung zurecht?
„Ich hoffe gut, aber ich weiß das natürlich nicht bei allen. Meine Familie auf jeden Fall gut.“
Bei der Umfrage überrascht es, dass die älteren Schüler wesentlich mehr Erfahrung mit Menschen mit Behinderung haben als die Schüler der Jahrgangsstufe 7, von denen einige zugaben, nicht zu wissen, wie man mit Menschen mit Behinderung umgeht oder sich gar gestört zu fühlen.
Auffallend war auch, dass fast 50% aller Befragten besser mit Menschen ohne Behinderung zurecht kommt. Den übrigen ist es gleich. Der kleinste Teil kann es nicht beurteilen, weil er bisher noch keine Erfahrungen mit einer Behinderung gemacht hat.
Info:
Das Wort „Spastik“ wird abgeleitet vom griechischen Wort „spasmos“= Krampf und ist eine Eigenspannung bzw. ein Krampf der Skelletmuskulatur, der auf Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks zurückzuführen ist. Eine Spastik kann nicht geheilt, sondern nur durch spezielle Therapien vermindert werden.
Mirjam Brinkmann, Rees, Gymnasium Aspel