Man tritt in eine große, helle Vorhalle ein und wird von einer freundlichen Frau empfangen und gebeten, sich hinzusetzen. Der Blick bleibt an einem Gemälde hängen, das aus allen anderen heraussticht. Das Bild soll die Mona Lisa darstellen.
Sie hat große lebendige Augen und trägt ein breites Lachen im Gesicht, das mit fröhlichen Rot- und Gelbtönen untermalt ist. Man fragt sich, welche Mona Lisa besser gefällt. Die Echte, die täglich von unzähligen Touristen bewundert wird oder die, die vor der Mensa einer Behindertenwerkstatt hängt?
Plötzlich betritt Herr Thum den Raum. Er leitet seit 14 Jahren mit Freude die Behindertenwerkstatt und hat sich bereit erklärt, uns durch die Räumlichkeiten zu führen. Zuerst sieht man die Produktionsräume, in denen täglich 250 Behinderte Arbeit finden. Die Werkstatt ist mit professionellen Maschinen ausgestattet. Es werden Lampen, Verpackungen, Kleinteile für Autos und vieles mehr hergestellt.
Während im Hintergrund leise Jazzmusik dudelt, erklärt Herr Thum, dass die Maschinen extra leicht zu bedienen seien, um den Behinderten einen sicheren Arbeitsplatz zu ermöglichen. Während wir durch von Bildern gesäumte Flure gehen, erklärt uns Herr Thum, dass Behinderte meist lebensbejahender und sozialkompetenter als so manch anderer sind.
Erst da fällt auf, dass man von allen Seiten freundlich begrüßt und angelächelt wird. Durch die Flure gelangt man in den Ausbildungsraum der Behinderten, in welchem 2 Jahre lang die Fähigkeiten und Stärken jedes Einzelnen festgestellt werden, um sie in passende Arbeitsgruppen einteilen zu können. In dem Raum sieht man, wie ein paar Mädchen kichernd vor einem Computer sitzen. Dies zeigt, dass die Behinderten durchaus Spaß an ihrer Arbeit haben.
Plötzlich steht ein Mädchen auf und stellt sich vor. Sie heißt Jasmin und ist 19 Jahre alt. Sie streckt ihre Hand entgegen – wir ergreifen sie und stellen uns ebenfalls vor. Als wir unser Alter nennen, bringt sie uns mit der Aussage: „Da seid ihr ja noch ganz schön jung“ zum Lachen. Als Herr Thum auffordert weiter zu gehen, lächelt Jasmin und setzt sich wieder zu den anderen Mädchen.
Zum Schluss zeigt der Leiter den, wie wir finden, besten Raum der Einrichtung: Den Snoozel-Raum! Dieser Raum dient der Entspannung. Er ist komplett weiß eingerichtet, mit einer Wassersäule, einer Leinwand sowie mit Scheinwerfern ausgestattet. Herr Thum verdunkelt den Raum und betätigt mehrere Schalter. Während der Vorhang und die Wassersäule in verschiedenen Farben aufleuchten, werden Wände und Leinwand von bunten Scheinwerfern angestrahlt. Am liebsten hätten wir uns auf das Wasserbett geschmissen, das mitten in dem Raum steht, doch wir gehen weiter, um wieder in die Vorhalle zu gelangen.
Beim Abschied, fällt unser Blick noch einmal auf die Mona Lisa. Nach diesem Tag ist uns klar geworden, welches Bild einem besser gefällt. Zwar hängr dieses Bild nur vor einer Mensa, dennoch drückt es mehr aus als man auf den ersten Blick erkennen kann.
Von Anna Schlotmann und Lena Merges
Lena Merges und Anna Schlotmann, Leverkusen, Marienschule