Ein angenehmer Kaffeeduft liegt in der Luft – das Café im Westen von Vancouver ist gut gefüllt. Vor mir sitzt Michelle Klick. Sie genießt ruhig und entspannt ihren Kaffee „Americano – zwei Espresso mit heißem Wasser aufgefüllt, wenn er richtig gemacht ist“, sagt sie. Der Kaffee ist so heiß, dass er noch dampft – draußen regnet es. Michelle ist Deutsche sowie Kanadierin. Geboren ist sie im westfälischen Herford.
Im Alter von vier Jahren wanderte sie mit ihrer Familie nach Kanada aus. „Ich kann mich da nicht mehr so wirklich dran erinnern“, erzählt sie mit ihrem niedlichen kanadischen Akzent. Doch an das erste Haus in Kanada habe sie vage Erinnerungen. Am Anfang seien sie klein angefangen. „Für uns war es alle eine Art Neustart“, so Michelle. Ein Problem mit der englischen Sprache gab es für Michelle nie. Sie ist bilingual aufgewachsen, sprich die Eltern haben immer Englisch und Deutsch mit ihr gesprochen. Im kanadischen Kindergarten lernte sie noch weiter Englisch zu sprechen und zu schreiben.
In der Grundschule kam noch Französisch für sie hinzu. „Schwierigkeiten hatte ich nicht mit der dritten Sprache“, sagt Michelle im Nachhinein, denn zu der Zeit sei sie ja noch sehr jung gewesen. „Viele meiner Freunde waren in einer französischen Schule – dann wollte ich da auch hin“.
Ein paar Jahre später sei eine Zeit gekommen, in der sie es als peinlich empfand, Deutsch zu sprechen, berichtet die Deutsch-Kanadierin. „Keiner meiner Freunde sprach Deutsch.“ Doch kurz später sei sie mit ihrer Familie zum Urlaub nach Deutschland geflogen, wo sie Verwandte kennenlernte. Sie begann wieder Deutsch zu sprechen und fliegt seitdem jedes Jahr einmal nach Deutschland und steht eng mit ihren deutschen Verwandten in Kontakt.
Derzeit geht sie zwei Mal in der Woche zur künstlerischen Fakultät einer Universität in der Nähe von Vancouver. Sie belegt die drei Kurse Englisch, Philosophie und Politik. Es sind Fächer, die sie interessieren. Im Januar würde sie gerne zum sogenannten Programm „Culture and Languages“ (Kultur und Sprachen) wechseln, das sie auf ihre Berufswünsche in diesem Bereich vorbereiten soll.
„Man kann hier in Kanada – und Vancouver – alles machen. Wassersport, Wintersport und und und. Langweile kommt da nicht auf“, sagt sie. Man könne innerhalb von 30 Minuten vom Strand in die Berge fahren.
Doch ab dem Sommer 2016 möchte Michelle zurück nach Deutschland – studieren und mit ihrer Karriere beginnen. „Ich würde gerne in einem Feld arbeiten, in dem ich alle meine Sprachen benutzen kann und viel ‚rumkomme“, so Michelle. Sie findet es super, dass in Europa alles so nah beieinander ist – man könne in etwa 40 Minuten von Düsseldorf nach Paris fliegen. In Kanada sei es das genaue Gegenteil. Innerhalb Vancouvers sei zwar alles gut und schnell zu erreichen – doch außerhalb müsse man oft weite Strecken zurücklegen.
Schade findet sie, dass es oft schwierig sei, wenn es um die Anerkennung deutscher Abschlüsse in Kanada geht – mit dem Blick auf die Zukunft. „Urlaub in Kanada kann ich mir immer vorstellen – ich bin nicht zu gerne lange am selben Ort“, sagt sie. Michelle ist eben ein Mensch, der sehr gerne verreist.
David Niermann, Klasse 13, Bocholt