„Wir haben erheblich weniger Kunden durch diesen unnötigen Bau.“ Das schimpft eine Frau aus einer Buchhandlung über den Bau der Wehrhahnlinie. „Die neue U-Bahn ist auf jeden Fall für notwendig. Da stört mich auch der Bau zurzeit nicht“, sagt dagegen ein Passant.
Das sind nur zwei Beispiele für die Meinungen zum Bau der Wehrhahnlinie, die man von den Düsseldorfern in letzter Zeit zu hören bekommt. Einige laufen kopfschüttelnd und verärgert durch die Ersatzwege, die wegen der Arbeiten eingerichtet wurden. Andere spazieren durch die Baustellen, als gäbe es nichts Schöneres.
Das zeigt: Die Meinungen zur Notwendigkeit und Umstände des Baus gehen komplett auseinander.
Das liegt daran, dass die Wehrhahnlinie zwei Seiten hat: eine Positive und eine Negative.
Für positiv halten die Bürger zum Beispiel folgende Aspekte:
Die Stadt ist weniger voll von Autos, was zu erheblich weniger Staus und Verkehrsunfällen führt. Dazu werden nach der Fertigstellung ausschließlich Niederflurbahnen verwendet, welche den Bewegungsradius von Menschen mit Handykaps erheblich erweitert.
Außerdem bieten die neuen Bahnen mehr Flexibilität, und durch den unterirdischen Bau werden oberirdisch die Fuß- und Radwege weiter ausgebaut, was zu einer Luftverbesserung der Innenstadt führen könnte.
Ein weiterer Punkt ist, dass Düsseldorf grüner wird. Der Hofgarten wird erweitert und am Jan-Wellem-Platz werden neue Grünanlagen gepflanzt.
Natürlich sind dies alles positive Veränderungen, die wahrscheinlich sogut wie jedem von uns gefallen werden.
Doch leider gibt es auch weniger Positives zu berichten.
So beträgt der Betrag, der für die Bauarbeiten gezahlt werden muss,
mehr als 650 Millionen Euro. Und es gibt immer mal wieder Schwierigkeiten durch den Bau. Am 10. Dezember beispielsweise wurde an der Pempelforterstraße durch die Verlegung der unterirdischen Leitungen am Fundament eines Mehrfamilienhauses zu tief gegraben. Gegen acht Uhr wurden die Gebäude deshalb von der Polizei evakuiert.
Als störend werden von Anwohnern und Passanten außerdem der ganze Dreck, der Lärm und die riesigen Löcher empfunden, die durch den Bau entstehen. Doch nicht nur die Bürger leiden. Auch die Einzelhändler haben es schwer. So ist die Schadowstraße keine Shoppingstraße mehr, sondern ein Durcheinander von Baggern, Maschinen, Löchern und Zäunen.
Laut Umfrage haben mehr als die Hälfte der Geschäfte, eine hohe Anzahl von ihren Kunden verloren. „Die meisten Kunden lassen sich die Sachen nur noch zuschicken, wenn überhaupt. Und Kunden mit Handykaps wie Rollstühlen oder Kinderwagen kommen gar nicht mehr“, erzählt eine Verkäuferin.
Es stellt sich die Frage: Ist der Bau wirklich nötig?
Oder könnte man mit 650 Millionen Euro die Stadt nicht auf andere Art und Weise verbessern?
Lara Mogendorf, Düsseldorf, Heinr.-Heine-Gesamtschule