Eine Glosse – Partnersuche im Heuhaufen

Wie nun die Partneragentur „Parship“ veröffentlichte, finden Menschen, die auf dem Land leben, schneller und leichter einen Partner. Anscheinend hat die TV-Serie „Bauer sucht Frau“ angeschlagen.

Daraus lässt sich wohl folgern, dass sich das Männerideal vom trendy gestylten Typen zum Bauern mit Karohemd, ausgewaschener Jeans und Mistforke in der Hand verlagert hat. Dies ist auch verständlich, da es auf dem Lande viele schöne Unternehmungen für Verliebte gibt, z.B. kann man sich nach einer spritzigen Gülletour mit dem Traktor beim Sonnenuntergang allein auf dem Feld erholen und sich im Sommer auch an dem sternenklaren Nachthimmel beglücken. Nicht umsonst sang Jürgen Drews das Lied „Ein Bett im Kornfeld“.

Ein weiterer Grund warum Dorfbewohner keine Langzeitsingles sind, ist die fehlende Berührungsangst, die bei den Stadtmenschen ausgeprägter ist. Diese Angstschwelle wird auf dem Land schon in der frühkindlichen Phase durch das Melken von Kühen abgelegt.

Weiterhin können die ländlich Wohnenden die Macken und negativen Seiten des Partners früh genug erkennen und diesen daher auch schneller und besser einschätzen, wobei dieses Privileg den Stadtmenschen nicht gegeben ist, denn ihr Blickfeld ist durch Feinstaub und Smog so abgeschwächt, dass sie ihr Umfeld nur verschwommen wahrnehmen können. Da sie nur die Schokoladenseiten der Menschen entdecken, geben sie die Bindungssuche bald auf, denn ihre Beziehungen sind von Misserfolgen geprägt.

Auch die fehlende oder beschränkte Auswahl der Lebensgefährten aufgrund der geringen Einwohnerzahl erweist sich auf dem Land bedeutend einfacher. Stadtbewohner müssen sich unter den vielen männlichen bzw. weiblichen Mitbürgern entscheiden, haben also auch mehr Auswahl. Diese Entscheidungen machen einen bald müde und man versucht sie durch die Absage von Dates zu vermeiden. Ein liebloses Singledasein folgt.

Und wenn dem Dörfler dann doch auf unerklärlicherweise eine Auswahl besteht und er sich nicht entscheiden kann, hat er immer noch den Vorteil, dass im Dorf jeder jeden kennt. Aus diesem Grund erweist sich das Finden des Partners im Heuhaufen leichter als das der Nadel, da die Möglichkeit besteht, den oder die in Frage Kommenden in seinem Freundeskreis zu beurteilen. Man kann sich mit seinen Freunden in ein Bauerncafé gesellen und das Für und Wider abwägen.

In der Stadt ist diese Option schwieriger, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Bekannten den nahenden Auserwählten kennen, prozentual mit der steigenden Einwohnerzahl abnimmt. Im Zweifelsfall kann der Dörfler bei Misserfolgen in Sachen Beziehungen immer noch auf Mamas Ratschlag hören und mit Paules Peter, den die Oma doch auch so attraktiv findet, ausgehen.

Anna Oppenhorst, Goch, Coll. Augustinianum Gaesdonck