Machen gewalttätige Videospiele wirklich Amokläufer?

Von Marleen Gaschemann, Klasse 8d, Städtisches Meerbusch-Gymnasium

Man hört es immer wieder, vor allem von Politikern: Gewalttätige Videospiele seien schuld an Amokläufen. Ein Beispiel dafür ist der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der nach einem Amoklauf in München sagte: „Klar ist, dass das unerträgliche Ausmaß von gewaltverherrlichenden Spielen im Internet auch eine schädliche Wirkung auf die Entwicklung von Jugendlichen hat. Das kann kein vernünftiger Mensch bestreiten.“ Aber stimmt es wirklich, dass Videospiele wie GTA (Grand Theft Auto) Gewalttaten und damit Amokläufe verursachen?

Es gibt sehr viele Studien zu diesem Thema – dabei widerspricht eine Studie der anderen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass das soziale Umfeld und Gewalt in der Familie auch eine große Rolle für eigene aggressive Verhaltensweisen spielen. Aber Faktoren für Gewalt sind nur sehr schwer bis gar nicht erkennbar, man kann nicht wirklich sagen, wieso Menschen Gewalt ausüben, da wir nicht in ihre Köpfe hineingucken können. Es ist aber möglich, durch Befragungstechniken an Ergebnisse zu kommen. Es gibt Studien, die beweisen, dass Videospiele aggressivere Gedanken fördern, wie zum Beispiel die Studie

„Medaillons and Moderators of Long-term Effects of Violent Video Games on Aggressive Behavior“. In diesen Studien werden die Jugendlichen befragt. Das ist zwar erstmal eine gute Möglichkeit, um an Informationen zu kommen. Diese Informationen sind aber nicht so eine verlässliche Quelle wie messbare Daten. Dazu kommt noch, dass man hier von aggressiven Gedanken, nicht von Taten spricht. Nur weil jemand denkt, er möchte jemanden schlagen, tut er es ja noch nicht.

Ein weiteres Argument, das für die steigende Gewaltbereitschaft bei Videospielen spricht, ist, dass es früher – also im 19. Jahrhundert – noch keine Amokläufe gab und jetzt, seit es Videospiele gibt, es immer wieder zu Amokläufen gekommen ist. Doch auch das ist nicht ganz richtig, denn im 19. Jahrhundert gab es auch Gewalttaten, die sich allerdings nicht in Amokläufen äußerten. Der Unterschied liegt allerdings nicht nur in den Videospielen, denn auch der technische Fortschritt und vielfältige gesellschaftliche Veränderungen führen dazu, dass es schwierig ist, die entscheidende Begründung für Amokläufe zu finden. Aber auch die Aussage, in Japan gebe es so gut wie keine Amokläufe, obwohl dort viele Videospiele gespielt werden, ist kein stichhaltiges Argument dafür, dass Videospiele keine Wirkung auf Spieler haben. Zwischen Japan und dem Westen (Nordamerika und Europa) gibt es einen sehr großen kulturellen Unterschied, sodass dieser Fakt auf viele Tatsachen zurückgeführt werden kann. Es gibt also keine Beweise dafür, dass Videospiele Amokläufe verursachen, aber eben auch keine eindeutigen Belege dagegen. Doch eines kann man feststellen: Die Studien zu gewalttätigem Verhalten bei Videospielen sind gar nicht so unterschiedlich, wie sie im ersten Moment aussehen. Denn selbst wenn ein Zusammenhang zwischen Gewalt und Videospielen gefunden wird, ist dieser fast immer sehr gering.

Abschließend kann man zwar nicht feststellen, dass es zwischen Videospielen und Amokläufen keinen Zusammenhang gibt, aber dass Videospiele allein an den Amokläufen schuld sind, ist wohl unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass sie in einer langen Reihe von Faktoren, wie Gewalt in der Familie, Mobbing und weiteren mitspielen.