In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Cannabiskonsumenten um 70 Prozent. Der Anteil der 18 bis 29-Jährigen erhöhte sich um 170 Prozent. Noch stärker stieg jedoch der Anteil der Abhängigen, die sich an Beratungsstellen und Organisationen wendeten. Der Wert erhöhte sich um sagenhafte 750 Prozent.
Wenn heute ein Berater in einem Gespräch erzählt bekommt, dass der Jugendliche, der ihm gegenüber sitzt, Konflikte mit seinen Eltern hat, wird er oft schnell hellhörig, wenn er gleichzeitig vom Cannabis-Konsum seines Gegenübers erfährt. Endlich hat das Hilfesystem bemerkt, dass Cannabis ein ernsthaftes Problem vieler Jugendlicher und junger Erwachsener ist. Früher litten die Jugendlichen unter den gleichen Problemen der Droge, nur hatte es keiner bemerkt.
Dass der Cannabis-Konsum deutlich zugenommen hat, ist schwer zu übersehen. Warum das so ist, darüber rätseln die Fachleute noch. Es gibt viele Theorien, doch noch keine gilt als bewiesen. Eine interessante Theorie ist, dass es an der lockeren Reaktion der Eltern liegt. Da die Droge oft verharmlost wird, sehen viele Eltern die Probleme ihrer kiffenden Kinder nicht. Es könnte aber auch daran liegen, dass Cannabis bei den Jugendlichen genauso akzeptiert wird wie Zigaretten.
Die Droge hat das Image einer angenehmen, harmlosen Substanz angenommen und gilt bei den unwissenden, jungen Menschen als ungefährlich. Außerdem sagen Experten, dass viele Jugendliche zum Joint greifen, um in der Clique ein höheres Ansehen zu bekommen. Wer kifft, gilt als cooler, als derjenige der „nur“ gewöhnliche Zigaretten raucht.
Bei den meisten Konsumenten führt Cannabis zwar nicht zu einer Sucht, doch etwa zehn Prozent geraten in eine Abhängigkeit der Droge. Die meisten der Süchtigen konsumieren fast jeden Tag und rauchen fast zehnmal täglich. Ihr ganzer Alltag spielt sich im Rausch ab. Die Folge sind starke Entwicklungstörungen. Eine weitere, häufige Begleiterscheinung bei intensivem Konsum ist das Entstehen einer hochgefährlichen Psychose.
Hierfür ist ein neu entdecktes Gen die Ursache. Wer dieses Gen in sich trägt und Cannabis-Konsument ist, muss höchstwahrscheinlich damit rechnen, eine riskante Psychose zu entwickeln.
Eine andere bekannte Theorie ist, dass die Jugendlichen unter persönlichen Problemen wie Alltagsstress, zu hohen Erwartungen und familiären Konflikten leiden. Hinzu kommt der Faktor, dass den Jugendlichen in der heutigen Zeit mehr Geld zur Verfügung steht, als den Generationen vor ihnen. Denn Cannabis-Konsum bedeutet Kosten. Wer kiffen will, muss auch über das nötige Geld verfügen. Das ist wohl eine der interessantesten Theorien.
Eine der plausibelsten Antworten ist, dass die Jugendlichen kiffen, weil sie von ihrem Alltagsproblem abgelenkt werden wollen und nicht, weil ihre Probleme immer größer werden, wie viele annehmen.
Das ist das gleiche wie bei gewöhnlichen Zigaretten. Außerdem ist bewiesen, dass wohlhabendere Jugendliche öfter zur Zigarette greifen, als andere.
Johanna Stein, Dinslaken, Gymn.i.g.-Heinem.schulzentrum