Gewaltspiele sind schuld. Seit dem 26. April 2002 glauben das zumindest die meisten Leute. Denn an diesem Tag lief Robert Steinhäuser, Schüler des Gutenberg-Gymnasiums in Thüringens Hauptstadt Erfurt, in seiner Schule Amok. Er erschoss 16 Menschen und danach begann er Selbstmord. Die Polizei fand Gewaltspiele, von den Medien ,,Killerspiele“ genannt, auf seinem Computer. Und sofort war der Schuldige gefunden. Zwar gab es solche Gewaltspiele, die Robert Steinhäuser spielte schon seit Anfang der neunziger Jahre, aber das interessierte niemanden. Vor allem Politiker waren für ein Verbot von Gewaltspielen, dies setzte sich aber letztendlich nicht durch.
Als der damals 18-jährige Sebastian B. am 20. November 2006 an einer Realschule in Emsdetten Amok lief und die Polizei bei ihm ebenfalls Killerspiele aus seinem Computer fand, wurde die gesamte Diskussion zum Verbot von Gewaltspielen wieder aufgewirbelt.
Die Stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei Katja Kipping kritisierte die geführte Debatte heftig: „Nicht die brutalen PC-Spiele, über deren Wert und Sinn sich sicherlich vortrefflich streiten lässt, sind Ursache für das menschenverachtende Verhalten des Sebastian B. In seinem Abschiedsbrief wird deutlich, dass er selbst seine soziale Situation als Ursache sieht: Leistungsdruck, soziale Auslese, Markenwahn, Wertigkeit nach Größe des Geldbeutels, Zukunftsangst, Ausweglosigkeit“.
Nach dieser und zahlreichen weiteren Kritiken gegen ein Verbot für Gewaltspiele, wurde die Schuld der Killerspiele auf das Schulsystem übertragen. Im Laufe der nächsten zwei Jahren wurden Gewaltspiele immer weniger als schuldig angesehen, später bewies sogar eine Studie, durchgeführt von zwei Professoren mit den Namen Kunczik und Zipfel: Gewaltspiele verbessern das Reaktionsvermögen und erhöhen nur gering die Aggressivität des Spielers.
Heute, im Jahre 2008, wurden Killerspiele fast aus den Medien verbannt und tauchen nur noch sehr selten in den Nachrichten auf.
Max Ritters, Krefeld, Fichte-Gymnasium