Magersucht: Ein tödlicher Trend – Hungern bis auf die Knochen

Wenn Anna in den Spiegel blickt, sieht sie ein dickes Mädchen. Speckfalten rollen sich um Bauch und Oberschenkel, alles an ihr ist weich. Doch die Realität ist anders, denn die 16-Jährige ist magersüchtig.

So wie ihr geht es 100.000 Menschen in Deutschland, die meisten davon sind weiblich. 50 Prozent aller Mädchen halten sich für zu dick, obwohl sie es nicht sind. 90 Prozente aller Teenager wollen abnehmen. Diese Zahlen (Quelle: www.schoen-kliniken.de) sind erschreckend, da ganz Deutschland über zu dicke Kinder jammert. Aber wie wird man eigentlich magersüchtig?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Magersucht vererbt wird, liegt bei 60 Prozent. Häufig tritt die Krankheit während der Pubertät auf, also einer unsicheren Phase im Leben. Auslöser können Modelsendungen, Modezeitschriften und prominente „Vorbilder“ sein. Aber auch in der Familie kann der Schlüssel liegen. Stark behütete Kinder, solche, die zuhause keine Zärtlichkeit erfahren, oder Kinder, die unter hohem Leistungsdruck stehen, werden häufig magersüchtig. Sie haben oft ein geringes Selbstbewusstsein, lassen es sich aber nicht anmerken. Alleine die Kontrolle über ihr Gewicht zu haben, gibt Magersüchtigen Sicherheit und das Gefühl, geliebt zu werden.

Erstes Anzeichen für Magersucht (Fachbegriff Anorexia Nervosa) ist die ständige Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht. Es wird nicht mehr spontan gegessen, sondern sehr kontrolliert und ohne Freude. In manchen Phasen verweigern Betroffene die Nahrungsaufnahme vollständig. Diäten bestimmen den Essensplan. Es wird exzessiv Sport getrieben, obwohl der Körper dafür zu schwach ist. Viele Magersüchtige kaufen Abführmittel, um essen zu können, ohne zuzunehmen. Sie wiegen etwa 15 Prozent weniger als Gleichaltrige, häufig ist ihr BMI (Body Mass Index) kleiner als 17,5 (Norm bei Frauen zwischen 19-25).

Wenn jemand zu Anna sagt, dass sie zu dünn sei, fasst sie es als Ermutigung auf weiter abzunehmen. Sie findet es normal magersüchtig zu sein. Familien und Freunde sollten sich bei Beratungsstellen oder Ärzten Hilfe suchen, wenn ein Angehöriger in den letzten drei Monaten mehr als sechs Kilogramm abgenommen hat und gehäuft Ausreden findet, um nicht mitessen zu müssen. Zusätzlich sollte man versuchen, mit demjenigen in Kontakt zu bleiben, da viele Magersüchtige sich aus ihrem Umfeld zurückziehen.

Bei Erwachsenen ist Magersucht im Modebereichen zu beobachten. Models hungern sich für einen Job dünn bis auf Haut und Knochen. So auch Isabelle Caro, die Ende 2010 im Alter von 28 Jahren an den Folgen ihrer Magersucht starb. Unter Prominenten tritt Magersucht gehäuft auf, weil sie unter hohem öffentlichen Druck stehen, wie zum Beispiel bei Victoria von Schweden.

Eine gute Informationsquelle ist die Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.bzga-essstoerungen.de). Dort finden sich zahlreiche Hinweise und Hilfsangebote für Betroffene und deren Angehörige. Auch Anna kann es schaffen aus dem Teufelskreis der Magersucht herauszukommen, um selbstbewusst und frei zu werden.

Pina Weniger, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium