Interview – Richterin für Familienangelegenheiten

Interview mit Richterin Frau Dr. Sabine Lentz über Verfahren und Schwierigkeiten am Gericht:

Frage: Wie würden Sie ihre Arbeit beschreiben?

Lentz: Ich bin Richterin am Amtsgericht. Ich bearbeite Familiensachen, das heißt Scheidungs-, Unterhalts-, Umgangssachen und Sachen zur elterlichen Sorge.

Frage: Finden Sie ihre Arbeit schwierig?

Lentz: Nicht immer, aber manchmal. Einverständliche Scheidungen sind zum Beispiel nicht schwierig.

Frage: Wie lange sind Sie schon Richterin? War ihre Ausbildung schwierig?

Lentz: Ich bin seit 1999 Richterin. Ja, es war ein schweres Studium mit einem Staatsexamen, einer Referendarszeit und einem weiterem Staatsexamen. Dann habe ich noch promoviert.

Frage: Wie lange dauern ihre Gerichtsverhandlungen durchschnittlich?

Lentz: Es gibt keinen Durchschnitt. Es gibt ganz kurze (fünf Minuten) und ganz lange Verhandlungen (mehrere Stunden).

Frage: Haben Sie mehr ausländische als deutsche Beteiligte ?

Lentz: Nein. Verfahrensbeteiligte kommen aus allen Gruppen und Schichten der Bevölkerung.

Frage: Würden Sie ihre Arbeit tauschen, wennSie die Möglichkeit hätten?

Lentz: Nein. Ich finde meine Arbeit interessant, anspruchsvoll und wenn ich das Gefühl habe, eine gute Lösung mit den Verfahrensbeteiligten gefunden zu haben, auch sehr befriedigend.

Frage: Was sind ihre häufigsten Probleme? Wie gehen Sie mit diesen um?

Lentz: Häufig kommen Parteien, die keine Verantwortung für sich selbst übernehmen wollen (weil sie problemuneinsichtig sind) oder nicht können (z.B. wegen psychischen Krankheiten, Alkoholabhängigkeiten etc.). Es gibt verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen, zum Beispiel reden und verhandeln, zum anderen einschalten von weiteren kompetenten Personen, z.B. einem Psychiater, der Drogenhilfe, einem Schuldnerberater, etc.

Frage: Was war ihr bislang schwierigster Fall?

Lnetz: „Schwierigster Fall“ kann ich nicht sagen. Es gibt viele schwierige Fälle, die alle ihre Problematik haben. Insgesamt finde ich die Fälle mit psychisch kranken Kindern durch Gewalt-, Vernachlässigungs- und/oder Missbrauchserfahrung am schwierigsten.

Danke für das Interview!

Camila Ponton, Düsseldorf, Cecilien-Gymnasium