Rudolf Apenbrink ist im Vorstand der HSBC, dem Partner von Texthelden. Im Interview spricht er darüber, warum wir in Deutschland mehr über Geld reden sollten.
Wie sieht Ihr perfekter Morgen aus?
Ich bin jemand, der relativ diszipliniert früh aufsteht und dann auf jeden Fall ein ordentliches Frühstück zu sich nimmt. Dazu gehört auch die Zeitung. Ich lese morgens die Rheinische Post und die FAZ. Das ist für mich ein guter Start in den Tag.
Haben Sie einen Tipp für Leute, die nicht ganz so diszipliniert sind?
Mir geht es immer sehr gut, wenn ich eine gewisse Routine morgens habe, so dass ich sehr schnell in meine Komfortzone komme. Dann kann der Tag danach so anstrengend werden, wie er will, ich komme da gut durch.
Warum reden wir in Deutschland so ungern über unser eigenes Geld?
Ich glaube, dass wir damit in Deutschland fast ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal haben. Auch ich habe zu Hause sehr früh den Satz gehört: „Über Geld spricht man nicht.“ Ich glaube, dass das in der Breite in Deutschland auch heute noch gilt.
Ist das nur in Deutschland so?
Zumindest nach meiner persönlichen Erfahrung. Ich hatte das große Glück in den Vereinigten Staaten von Amerika zu studieren und mal eine Zeit für die HSBC-Gruppe in China tätig zu sein. Da ist das komplett anders. Ein Amerikaner erzählt Ihnen relativ schnell, wie viel Geld er verdient, wie stolz er darauf ist und wie er das geschafft hat. Es gibt weiterhin den Traum vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden. Man hat keine Scheu darüber zu reden, wo man gerade auf dem Weg zur Erreichung des persönlichen Traums steht. Interessanter Weise ist mir das in China ähnlich ergangen. Recht offen und eben auch relativ früh wurde darüber gesprochen, wie viel Geld man denn hat. Das fand ich schon interessant. In Deutschland ist das jedenfalls nicht so.
Woher kommt das?
Die Erklärung dafür dürfte in der unterschiedlichen Geschichte der Länder liegen. Am Anfang der Bundesrepublik stand das Wirtschaftswunder. Wohlstand für alle war das Versprechen. In Deutschland sehen wir soziale Hierarchien daher eher kritisch. Wir fühlen uns mit der sogenannten nivellierten Mittelstandsgesellschaft sehr wohl. Das gilt bis heute. Wir alle wollen zum Mittelstand gehören. Wer mehr Geld hat, spricht ebenso ungern darüber, wie diejenigen, die weniger haben.
Sollte sich das ändern?
Das muss sich sogar ändern. Eigenverantwortung wird immer wichtiger. Wenn man auch nach seinem Arbeitsleben gut und sicher leben möchte, dann ist es sinnvoll, sich sehr frühzeitig mit Geld zu beschäftigen und Vorsorge für das Alter zu treffen. Auch wenn es vielleicht mühsam ist, sich damit zu beschäftigen
Warum ist es für Schüler, die nur ihr Taschengeld haben, wichtig sich schon mit Geld und Vorsorge zu beschäftigen?
Es gibt eine Studie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2015. Darin wurde untersucht, was die Finanzbildung von Kindern beeinflusst. Den größten Einfluss hat die finanzielle Erziehung durch die Eltern, sowie Kindheitserfahrungen mit Geld. Man sollte also frühzeitig lernen, mit dem Geld, das man zur Verfügung hat, gut umzugehen. Dafür muss man über Geld reden, auch wenn es ein abstraktes Thema ist. Ein neues Smartphone ist da viel handfester. Aber wer sich mit Geld auskennt, kann zumindest die Kosten von langfristigen Verträgen durchblicken und weiß besser, was an Ausgaben monatlich möglich ist. Und wer schon mal vom Zinseszinseffekt gehört hat, der kann einschätzen, wie sinnvoll es ist, jeden Monat ein paar Euro zurückzulegen. Denn durch Zinsen können selbst aus kleinen Beträgen über die Jahre große Summen werden.
Wie war das bei Ihnen?
Ich bin jemand gewesen, der immer etwas weniger Geld ausgegeben hat, als es der Finanzrahmen hergegeben hätte. Ich habe ganz normal Taschengeld bekommen, aber ich hatte immer den Wunsch etwas zu sparen. Auch von dem Taschengeld, das ich bekommen habe, wenn ich mit der Sportgruppe ohne meine Eltern in den Urlaub gefahren bin, habe ich immer noch ein bisschen wieder nach Hause gebracht.
Das Interview führte Antonia Eichenauer