Es ist 12 Uhr mittags, die Schulglocke ertönt, Schule aus. Jetzt heißt es nur noch Schultasche zu Hause abstellen und draußen spielen gehen. An Hausaufgaben wurde gar nicht gedacht. So war es einmal vor ungefähr 60 Jahren.
Es ist 2014 die Schulglocke ertönt, es ist 3 Uhr nachmittags, erschöpfte Schüler kommen aus dem Schulgebäude, jetzt noch mit dem Bus nach Hause, schnell essen, Hausaufgaben machen, zur Nachhilfe fahren und zum Tennisunterricht. Spielen und Spaß haben, ist für viele ein Fremdwort.
Die Freizeit der Schüler heutzutage wird immer geringer. Eltern wollen ihre Kinder vorbereiten auf ein Leben in der Leistungs- und Informationsgesellschaft. Sie wollen nur das Beste. Aber immer häufiger, so scheint es, übertreiben Mütter und Väter es mit ihrem Ehrgeiz. Kleinkinder werden schon in einen zweisprachigen Kindergarten geschickt, da die Eltern glauben, dass man ohne eine zweite Fremdsprache im Berufsleben keine Chance hat. Die Eltern verplanen den Nachwuchs mit Förderangeboten, zum Beispiel Nachhilfe und Sport, und trimmen ihn schon früh auf Wettbewerb. Die Kinder stehen unter Druck, da sie Angst haben zu versagen. Eine 3 in Mathe? Inakzeptabel.
Doch auch die Schule trägt einen großen Anteil dazu bei. Hausaufgaben, Referate und tägliche Tests kommen zu den regulären Arbeiten noch hinzu. Die Schüler entwickeln mit der Zeit eine Strategie, wie sie dies alles managen können. Lernen aufs Kurzzeitgedächtnis! „Ich komme fast jeden Tag erschöpft von der Schule nach Hause und muss dann noch meine Hausaufgaben machen. Wenn ich diese jedoch nicht mache, bekomme ich einen sogenannten „Strich“ und mir wird gedroht, dass meine Eltern kontaktiert werden. Auch wäre es besser, wenn die Schule einem die Chance geben würde, sich an den neuen Schulalltag zu gewöhnen, da der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule ziemlich hart war,“ erklärte eine Schülerin aus der Stufe 5 einer Realschule.
Aber nicht nur die Hausaufgaben, sondern auch das G8 sorgt für Probleme. Die Schüler müssen nun den Stoff in acht anstatt in neun Jahren lernen. Sie leiden unter Leistungsdruck und die Persönlichkeitsentwicklung bleibt beim G8 auch auf der Strecke. Dies hat auch ein erhöhtes Auftreten an psychischen Erkrankungen zur Folge.
Doch manche Lehrer und Schüler sind anderer Meinung. „Es stimmt zwar, dass wir viele Hausaufgaben machen müssen, aber meiner Meinung nach ist der Leistungsdruck nicht so hoch. Auch meine Hobbys machen mir Spaß und meine Eltern triezen mich nicht. G8 finde ich gut, da ich eher mein Abitur habe und mich somit schon früher auf das Studium und Arbeitsleben vorbereiten kann“, sagt eine Gymnasiastin einer 8. Klasse. Die Frage ist: Wie bleibt man da noch Kind?
Eine Umfrage der Rheinischen Post ergab, dass 76 Prozent der Befragten gegen das G8-Schulsystem sind. Auch viele Lehrer sind für die Änderung des mit dem G8 zusammenhängenden Lehrplanes, da dieser zu viel Stoff beinhaltet. Außerdem sind sie für weniger Schulstunden in der Woche. Am Ende stellt sich die Frage, ob es für die zukünftige Entwicklung eines Menschen wichtiger ist, eine schöne stressfreie Kindheit zu haben oder nach einem 12-Jahre-Marathon ein Abitur mit dem Durchschnitt 1,0 zu erhalten.
Theresa Berndt, Hannah Fischer, 8a, Marienschule Leverkusen