Es war eine kalte Nacht im Jahre 1855, als sich eine Auswanderin mit zwei ihrer Kinder und anderen Menschen auf einem Schiff nach New Orleans befand. Erschwerte Lebensbedingungen zwangen sie dazu, ihr Land zu verlassen. Ihre einzige Hoffnung lag in Amerika.
Dies ist eine der vielen Geschichten, von denen man im Deutschen-Auswanderer-Haus in Bremerhaven erfährt.
Informativ sind hierbei kleine Broschüren, die über die einzelnen Schicksale berichten. Das Museum wurde 2005 eröffnet und beschäftigt sich als bisher einziges Museum in Deutschland mit dem Thema Migration. Im Jahre 2007 bekam es die Auszeichnung „Europäisches Museum des Jahres“.
Auf 4200 Quadratmetern Nutzfläche begleitet man in dem Museum Menschen auf ihrem Weg nach Amerika als Auswanderer und seit 2012 auch auf ihrem Weg nach Deutschland als Einwanderer. Als Besucher bekommt man Einblicke in das Leben und Schicksal von Menschen mit Migrationshintergrund. Man kann ihre Gefühle, Ängste und Hoffnungen nachvollziehen und sie auf einem Stück ihres Weges begleiten.
Als Auswanderer betritt man zunächst den maßstabgetreuen Nachbau eines Schiffes. Durch kleine, enge Kabinen erfährt man, wie es ist in der dritten Klasse mitzufahren. Nach der langen Reise kommt man auf Ellis Island an und erreicht somit die Einwanderungsstation. Falls man den streng ausgewerteten Test bestanden hatte, bekam man die Erlaubnis zur Einreise. Doch für viele Menschen platzte bereits hier ihr Traum vom Neuanfang. Aus diesem Grund nennt man Ellis Island auch „Insel der Tränen“.
Als anerkannter Auswanderer jedoch erreicht man den Grand Central Terminal, einen Bahnhof, der auch das „Tor zum amerikanischen Kontinent“ genannt wurde. Nun trennen sich die Wege von Besucher und Auswanderer. Man ist nun ein Einwanderer…
Im Jahre 1969 beschloss eine Einwanderin aus der Türkei nach Deutschland zu kommen, um dort Geld zu verdienen, sie hoffte später einmal wieder zurück in die Türkei zu reisen, doch bis heute lebt die nun 83-jährige Einwanderin in Deutschland. Dies ist nur eins von vielen Schicksalen der Einwanderung nach Deutschland. In einer nachgebauten Ladenpassage mit verschiedenen Geschäften aus dem Jahre 1973 kann der Besucher auf Spurensuche gehen. In den Schaufenstern liegen neben Alltagsgegenständen auch persönliche Gegenstände der jeweiligen Familien.
Das Museum in Bremerhaven ermöglicht einen eindrucksvollen Einblick in einzelne Schicksale und Träume und bietet darüber hinaus noch die Möglichkeit zur eigenen Familienforschung. Es fördert das Verständnis für Migration und lässt Spuren einzelner Menschen für den Besucher lebendig wirken. Man kann sagen, dass es ein außergewöhnliches Museum ist, das durch seine Ausstellung, zusätzlichen Hörinformationen und Broschüren, die jedem Besucher mitgegeben werden, Geschichte besonders interessant und spannend erscheinen lässt.
Da das Schicksal nicht vorhersehbar war, blieb es für alle eine aufregende Reise.
Quelle: -news Deutsches Auswandererhaus (Ausgabe 11, April 2012)
Lara Aaldering, Kalkar, Städt. Gymnasium Kalkar