Reinhard Michel arbeitet als Pilot bei Eurowings und erzählt von seinem Beruf.
Frage: Wie sind Sie zum Fliegen gekommen?
Reinhard Michel: Es war bei mir die Erfüllung eines tief sitzenden Wunsches selbst ein Flugzeug zu steuern und zu fliegen, welches durch häufige Besuche an Flughäfen und die Faszination von den metallenen Vögeln aller Größen ausging.
Frage: Wo haben Sie ihre Ausbildung vollzogen?
Reinhard Michel: Da ich gebürtiger Mönchengladbacher bin, bot es sich an, die Ausbildung auch direkt hier in meiner Heimatstadt zu absolvieren. Der Mönchengladbacher Flughafen war mir schon seit frühester Kindheit vertraut und bietet zudem auch eine der wichtigsten und mit am besten ausgestatteten Flugschulen in Deutschland.
Frage: Wie ist Ihre Ausbildung verlaufen? Werden Sie jetzt auch noch Prüfungen unterzogen?
Reinhard Michel: Der erste Schritt war der Weg zum Fliegerarzt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln, wo ich feststellen wollte, ob ich körperlich fit genug war diesen angestrebten Beruf ausüben zu können. Danach erfüllte ich mir meinen Wunsch, ein Flugzeug privat fliegen zu dürfen mit dem Ergebnis, dass ich es jetzt auch gerne beruflich machen wollte. Also musste ich noch einmal zum DLR, aber diesmal nach Hamburg, um meine fachliche Berufseignung feststellen zu lassen. Diese ersten Prüfungen und Lehrgänge wurden dann später noch durch viele weitere ergänzt, bis zum heutigen Tag. Mehrmals jährlich mehrtägige Simulator-Schulungen, eine jährliche Flugtauglichkeitsuntersuchung beim Fliegerarzt, eine jährliche Sicherheitsunterweisung und Überprüfung etc..
Frage: Wo und wann beginnt Ihr „Arbeitsalltag“?
Reinhard Michel: Mein „Arbeitsalltag“ ist sicher alles andere als ein „Alltag“, da er häufig in unterschiedlichen Städten beginnt und ich fast jeden Tag wechselnde Kolleginnen oder Kollegen in meiner Besatzung antreffe, mit denen ich meinen Tag verbringen darf. Meistens aber starte ich vom internationalen Flughafen Düsseldorf, an dem dann auch mein Dienst endet. Die relativ kurze Fahrzeit nach Mönchengladbach ermöglicht es mir, dann auch regelmäßig mit meiner Familie meine Freizeit zu verbringen.
Der Arbeitsbeginn wechselt naturgemäß zwischen recht frühen Zeiten von circa 4.30 Uhr morgens bis zu späten Zeiten, die dann bei etwa 15 Uhr nachmittags liegen.
Frage: Was passiert vor dem Start?
Reinhard Michel: (Aufgrund der Länge verkürzt) Zusammentreffen der Cockpit- und Kabinenbesatzung im Fluglagezentrum mit anschließender Besprechung der bevorstehenden Flüge. Der Kapitän bekommt zusammen mit dem Ersten Offizier die Flugunterlagen mit allen relevanten Flugdaten (Briefing package). Übersicht über zu erwartendes Wettergeschehen (Turbulenzen, Gewitter etc.), Besprechung von Besonderheiten, Festlegung der Streckenführung und Flughöhen, Betankung mit Kerosin. Danach erfolgt die Einweisung der Kabinenbesatzung mit allen relevanten Daten und Besonderheiten. Gemeinsam fährt die Besatzung nach der Besprechung auf das Vorfeld zur Parkposition, wo das Flugzeug abgestellt ist. Inbetriebnahme des Flugzeuges mit Programmierung der Computersysteme (Flugstrecke, Gewichte, Temperaturdaten etc.) durch die Cockpitbesatzung und Vorflugkontrolle (outside check). Die Kabinenbesatzung überprüft ihre Sicherheitseinrichtungen, die Mahlzeiten und Getränke und meldet danach die Kabine klar zum Einsteigen der Gäste.
Frage: Wie kommunizieren Sie mit den Flug-und Tower lotsen?
Reinhard Michel: Wir haben sowohl Funkgeräte als auch Flugmanagementsysteme (FMS) an Bord, durch die wir mit den Lotsen über Sprache oder Textnachrichten kommunizieren. Die internationale Sprache im deutschen Luftverkehr ist Englisch und wird auch von allen kommerziell operierenden Luftverkehrsgesellschaften und den Lotsen der Deutschen Flugsicherung so angewendet. Privatpiloten können ihre Flüge auch in deutscher Sprache durchführen.
Frage: Wie behalten Sie die Zeit im Auge? (Zeitverschiebung)
Reinhard Michel: Meistens durch den Blick auf meine Uhr. Nein, Scherz beiseite. Zeitverschiebungen spielen bei den Strecken, die wir auf dem europäischen Kontinent fliegen, keine Rolle und ersparen uns den Jetlag. Unsere Kolleginnen und Kollegen, die Langstreckenflüge über mehrere Zeitzonen hinweg durchführen, sind da eher betroffen als wir.
Frage: Haben Sie manchmal Angst?
Michel: Nein; Angst ist es nicht, eher ein gesunder Respekt vor den Aufgaben und den Entscheidungen, die wir zu verantworten haben. Angst würde zu Fehlern führen, die wir vermeiden wollen. Durch unsere Aus- und Fortbildungen sind wir gut vorbereitet und wissen was uns erwartet.
Frage: Welche Sicherheitsmaßnahmen werden ergriffen, um die Piloten zu schützen?
Reinhard Michel: Ich denke, Sie meinen sicher alle Insassen eines Flugzeuges. Aber Sie haben Recht, wenn Sie es auf die Personen beziehen, die das Flugzeug steuern.
Da diese Dinge zu den sicherheitsrelevanten gehören, kann ich Ihnen natürlich keine genauen Details nennen, aber so viel sei gesagt:
„Noch niemals vorher in der Geschichte der Luftfahrt wurde ein derart großer Aufwand betrieben, um den Flug eines Flugzeuges und den Schutz seiner Insassen so sicher wie möglich zu gestalten“.
Bendix Gerber, Krefeld, Gymnasium Fabritianum