Das Trebe Café ist eine Anlaufstelle für obdachlose Mädchen, und informiert auch Schulklassen und Konfirmandengruppen über seine wertvolle Arbeit.
Es ist fast vier Uhr nachmittags. Die Luft ist ziemlich kalt und nass. Sie warten kurz, bis sie über die Straße gelassen werden. Das Auto, das anhält, ist so grau wie der Himmel dahinter. Die Bremsen quietschen, das Scheinwerferlicht blendet. Es beginnt zu regnen. Während die Konfirmandengruppe die Straße überquert, kommt ihr eine Mischung aus Regen und Abgasen entgegen. Die Jugendlichen wissen, dass es andere in ihrem Alter gibt, auf die kein Zuhause wartet. Dass manchen der harte Asphalt Boden und Leben zugleich ist. Auch in Deutschland leben Jugendliche auf der Straße.
Die Konfirmanden beschleunigen ihre Schritte. Sie sind froh, als sie die Tür mit der Aufschrift „Trebe Café“ erreichen und ins Warme treten. „Ich war überrascht, weil ich es mir anders vorgestellt hatte“, berichtet Mia später. Auf die Frage, wie das Trebe Café in ihrer Vorstellung vor dem Besuch ausgesehen hatte, antwortet sie mir: „Fast wie ein Krankenhaus, nicht so schön und gemütlich.“ Schön und gemütlich ist es wirklich. Die Wände sind in einem warmen Gelb gestrichen, Bilder zieren sie und die Sessel sehen kuschelig aus.
Ute und Christa arbeiten beide schon lange als Sozialarbeiter im Trebe Café. Sie führen die Besucher weiter nach hinten zu einem Stuhlkreis. Ute und Christa stellen sich vor und erzählen von ihrer Arbeit. Mia ist schockiert. Sie kannte vorher nicht das schreckliche Schicksal mancher Jugendlicher. „Am Schlimmsten finde ich, dass das Jugendamt es so lange ignoriert hat und dann noch nicht mal für die gesamten Kosten aufkommt.“ Auch nachdem das Jugendamt zur Kenntnis genommen hat, dass es Obdachlosigkeit schon in frühem Alter gibt, zahlt es nur eine Hälfte von dem, was das Trebe Café braucht. Die Frage kommt auf, ob es so eine Anlaufstelle auch für obdachlose Jungen gibt. Die Antwort lautet Nein. Auf ein erstauntes „Wieso?“ antwortet Ute: „Es müssten sich erst Männer bereiterklären dort zu arbeiten, denn Männer könnten den Jungen weitaus besser helfen.“
Bei einem Rundgang erkundet die Gruppe das Trebe Café. „Am besten hat mir der Anti-Aggressionsraum gefallen“, erzählt Mia. Auch die Küche, das Hochbett und der Tischkicker erntenBegeisterung. Hier können Mädchen duschen, essen, schlafen oder reden, malen, Aggressionen abbauen und sie bekommen medizinische Hilfe sowie frische Kleider. Hier kann jede einfach Mensch sein. Mithilfe des Trebe Cafés sind ein paar Mädchen schon von der Straße runtergekommen.
Die Gruppespricht darüber, was der Grund dafür sein könnte, dass Jugendliche von Zuhause weglaufen. Denn ob geschlagen, missbraucht oder durch das Gefühl, nicht mehr akzeptiert zu werden, niemand läuft ohne Grund weg. Das Leben auf der Straße ist anstrengend, ungemütlich und ungesund. Nach einer Schlussrunde tritt die Gruppe nachdenklich den Heimweg an. Der Asphalt glänzt im Regen.
Sandra Tikale, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium