Unser Autor hat sich Gedanken um die Zukunft der christlichen Kirche gemacht und fordert einen Perspektivwechsel.
Das Jahr 2017 steht unter dem Stern des 500-jährigen Jubiläums der Reformation. Zahlreiche Veranstaltungen finden statt, um die Menschen in die Kirche zu locken und die Kirche attraktiv zu machen. Jeder spricht über die Reformation, ihre Bedeutung und gleichzeitig über eine mögliche Wiedervereinigung der evangelischen und der katholischen Kirche. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sprach sich für die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen aus. „Dafür setzen wir uns seit Jahren ein, dafür bete ich, dafür arbeite ich“, sagte Marx.
Seit Jahren geht die Kirchenmitgliederanzahl jedoch zurück. Während im Jahre 1970 circa 93 Prozent der deutschen Bevölkerung ein Mitglied der evangelischen oder der katholischen Kirche waren, waren es nach der Statistik der Deutschen Bischofskonferenz 2016 lediglich 55 Prozent. Skandale der letzten Zeit tragen nicht zum positiven Bild der Kirche bei. Die Werte, von denen die Kirche spricht, werden nicht immer vorgelebt. Somit verliert die Kirche ihre Glaubwürdigkeit. Die christliche Kirche steht vor der Herausforderung, sich an die veränderte Gesellschaft anzupassen. Doch wie kann die Kirche ihre Zukunft gestalten, um dem negativen Trend entgegenzuwirken?
Grenzen und Regeln sind für Menschen wichtig, aber heute leben wir in einer Gesellschaft der Selbstentfaltung. Der Rahmen der Kirche lässt das nicht immer zu. In anderen Religionen wie zum Beispiel im Buddhismus steht der Mensch und nicht Gott im Zentrum des Wertesystems. Ich bin der Meinung, dass die christlichen Kirchen – sowohl die katholische, als auch die evangelische – ihr Wertesystem überdenken sollten, um zukunftsfähig zu bleiben. So sollte auch bei uns der Mensch mehr in den Mittelpunkt gestellt werden. Meiner Meinung nach ist dieser Perspektivenwechsel von großer Bedeutung.
Einige strenge Regeln oder Gebote können aus meiner Sicht zudem gelockert werden, wie „Du darfst keinen Gott außer mir haben“. Ich finde, dass alle Religionen den gleichen Ursprung haben und offener untereinander sein sollten. Gottesdienste sollten spannender gestaltet werden und die Zuhörer sollten mit einbezogen werden. Wichtig ist dabei der Bezug zur Realität, und nicht nur das Zitieren der Bibel. Die Rolle der Frau soll weiterhin gestärkt werden. Die Frau bekam mehrere Jahrhunderte nicht genug Anerkennung durch die Kirche und wurde nicht gleichberechtigt behandelt.
Was bereits sehr verbreitet ist und was ich sehr gut finde, ist die aktive Kinder- und Jugendarbeit. So werden Ferienfreizeiten organisiert, kirchliche Kindergärten finanziert und kindergerechte Gottesdienste angeboten. Die Kirche spricht auf diesem Weg die Kinder und die Jugendlichen an, also, diejenigen, die die Kirche in der Zukunft stützen. Auch zahlreiche Hilfsprojekte, konkrete Maßnahmen, um Menschen in Not zu helfen, finde ich sehr gut. Ich würde mir mehr solche Projekte für Schüler wünschen.
Brauchen wir heutzutage noch zwei christliche Kirchen und Glaubensauffassungen? Das hängt davon ab, ob die Kirchen bereit sich, sich zu verändern und sich der Gesellschaft anzupassen. Dann wäre die Vereinigung sicher eine realistische Vorstellung.
Axel Hädrich, 8f, Otto-Hahn-Gymnasium