Das Freilichtmuseum Kommern stellt das Leben der Menschen in der frühen Neuzeit anschaulich und realitätsnah dar. Zwischen historischen Häusern und frei laufenden Nutztieren kann man hier in eine vergangene Lebenswelt eintauchen.
Der Geruch von frisch gebackenem Brot steigt einem in die Nase, sobald man das Gelände des Freilichtmuseums in Kommern in der Eickser Straße in Mechernich betritt. Strahlende Kinder und begeisterte Eltern oder Großeltern, die sich niemals haben erträumen lassen, dass das ganze Leben von früher so realistisch dargestellt werden kann, spazieren über das circa 95 Hektar große Gelände. Historische Häuser wurden in das Museum versetzt und so eingerichtet, wie es vor unserer Zeit war, um den Besuchern das Leben zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert zu verdeutlichen.
Man sieht geschockte Blicke von Jugendlichen, wenn sie die Zimmer eines winzigen, aber dennoch gemütlich wirkenden Häuschens betreten. Es riecht nach Stroh, altem Holz und nach Tieren. Die Räume sind einfach eingerichtet. Alte Matten liegen auf dem Boden, und ein kleiner, aber dennoch mächtig wirkender Esstisch aus massiver Eiche steht in der Mitte der schlichten Küche. Ein großer Kessel hängt über einer ausgebrannten Feuerstelle, als hätten die Menschen gerade erst ihre Häuser verlassen. Die Schlafzimmer waren ebenfalls sehr einfach: Drei breite Betten mit Vorhängen stehen an den Wänden. Kleine Kinder zupfen an den Rockzipfeln ihrer Mütter und wollen wissen, warum die Betten Vorhänge haben und so breit sind. Schulterzucken der Mütter. Ein Mitarbeiter betritt das Haus. Die Dielen knarzen, die Besucher drehen sich um. Die Kinder überhäufen ihn mit Fragen: Warum steht ein Topf unter dem Bett? Wo haben sich die Menschen gewaschen?
Es werden Führungen angeboten, die durch den Trubel und die relativ großen Baugruppen lotsen. In diesen werden an vielen Stellen historische Alltagsszenen aufgeführt.
Am „Tag nach der Ernte“ herrscht Chaos, die Bäuerinnen und Bauern wollen ihre saftig-roten Äpfel verkaufen. Handwerker wie Schneider bieten neu genähte, fantastisch aussehende Kleider an. Sie sind jedoch keine Konkurrenten, jeder versteht sich mit jedem.
Nicht nur das Leben der Menschen soll dargestellt werden, sondern auch das der Tiere. Das Vieh unterstützte die Bauern bei der Arbeit und trug zur Ernährung bei. Diese Nutzbeziehung war ein wichtiger Bestandteil des früheren Lebens. Kuhställe und Wiesen, aber auch Ziegengehege, welche die Kinder betreten dürfen, wurden aufgebaut. Einige ekeln sich vor dem strengen Geruch und dem matschigen Boden, andere kleine Besucher rennen aufgeregt hinter den vor dem Lärm flüchtenden Ziegen und Schafen her. Der eine oder andere landet dabei im Matsch und bricht in herzliches Gelächter aus.
Zur Mittagszeit wird eine kleine Pause auf einem Spielplatz oder einer saftig grünen Wiese eingelegt. Die Sonne strahlt mittlerweile mit voller Kraft mit den Besuchern des Museums um die Wette. Brote und Baguettes werden ausgepackt und ruhige Momente genossen. Der Tag vergeht wie im Flug und die Menschen müssen demnächst nach Hause. Zurück in die moderne Realität.
Auch Flüchtlinge sind im Freilichtmuseum Kommern herzlich willkommen. Sie und ihre Begleiter müssen weder Parkgebühren noch Eintritt zahlen. Eine sehr nette und bedeutende Geste, denn Flüchtlinge sind von dem Museum genauso begeistert und erfreut, dort sein zu dürfen, wie alle anderen Besucher auch.
Aber auch ein wunderschöner Tag hat mal ein Ende. Eine Besuchergruppe teilt auf Nachfrage mit, dass sie gerne noch einmal wiederkommen würde. Einen passenden Zeitpunkt zu finden ist nicht schwer, denn das Museum hat 365 Tage im Jahr geöffnet. Für eine Zeitreise in die Vergangenheit gibt es also viele Möglichkeiten.
Luisa Gerlach, 8c, Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg