Eine Milliarde für Notre Dame

… aber keine 50 Cent für einen Obdachlosen? Der Brand der Pariser Kathedrale schockte die Welt, die Spendenbereitschaft der Reichen und Suppereichen irritiert.

Von Lilith Winter, 8a, Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium Ratingen

In der Nacht vom 15. auf den 16. April 2019 brannte die Pariser Kathedrale Notre-Dame. Die römisch-katholische Kirche ist eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs. Sie wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet.

Der erste Feueralarm wurde bereits um 18.20 Uhr ausgelöst, wurde aber als Fehlalarm beurteilt. Erst 23 Minuten später, um 18.43 Uhr wurde der Brand entdeckt, als ein weiterer Alarm ausgelöst wurde. Die Feuerwehr kämpfte etwa vier Stunden um die Notre-Dame Kathedrale. Der Großteil der Schätze konnte erhalten werden und auch die Kathedrale kann wieder aufgebaut werden.

Experten und Berater schätzen, dass die Notre-Dame in fünf Jahren wiedereröffnet werden kann. Zu diesem Wiederaufbau wurden bereits viele großzügige Summen gespendet. Spenden zwischen 10 und 20 Millionen Euro versprachen laut ZDF der Milliardär Marc Ladreit, der Bauriese Bouygoes, die Familie Decaux, die brasilianische Milliardärin Lily Safra, die Bankengruppe BPCE, die Bank Société Générale und der Versicherungskonzern Axa. Auch die Stadt Paris will 50 Millionen Euro spenden. Aber vor allem aus der USA sollen viele Spenden gekommen sein, sowohl die ungarische Stadt Szeged als auch der König von Santi im Südosten der Elfenbeinküste versprachen auch eine Summe. Die drei größten Spender waren jedoch laut Bürcher Zeitung Bernard Arnault (Louis Vuitton), Françoise Bettencourt-Meyers (L’Oreal) und François-Henri Penault (Kering).

Noch während die Notre-Dame brannte, wurden schon 500 Millionen Euro gespendet und innerhalb von zwei Tagen waren mehr als eine Milliarde Euro zusammen gekommen. Diese Tatsache lässt viele Leute aufschreien. Als Vergleich: Laut Zürcher Zeitung wurden für die fünf größten Projekte des Roten Kreuzes gerade mal knapp über 500 Millionen gespendet – für alle Projekte zusammengezählt. Auf Instagram schrieb ein User unter sein Bild „Die Menschen haben 1 Milliarden Dollar angehoben, aber die natürliche Welt um uns herum stirbt(…).“

Laut ZDF sollen sogar Obdachlose vor der Kathedrale demonstriert haben. „Notre-Dame braucht ein Dach – wir auch“ wurde gerufen und „Eine Milliarde in 24 Stunden“ stand auf einem Plakat. Laut Friedensforscher Markus Weingardt, liege dies an der Öffentlichkeitswirksamkeit und Symbolträchtigkeit des Themas. Alle Welt schaue nach Notre-Dame und es sei wichtig und öffentlichkeitswirksam, wer als erster den Finger hebe. Auch der Effekt der Bilder spiele eine Rolle. Dauerhafter Hunger schocke heute leider niemanden mehr.